Die Presse am Sonntag

Das Nichts an der Macht

- GAR

Howard Jacobson scheitert mit »Pussy« bei dem Versuch, Donald Trump zu übertrump(f)en. Zum Erscheinen eines Buches geben Schriftste­ller oft Interviews, die hinter dem Werk zurückblei­ben, das sie bewerben wollen. Bei Howard Jacobsons Donald-Trump-Satire „Pussy“verhält es sich genau umgekehrt: Seine interessan­testen Gedanken zum 45. USPräsiden­ten äußert der britische Schriftste­ller in Interviews, etwa wenn er dem Magazin „The Atlantic“sagt: „Es ist, als hätte das Nichts die Macht ergriffen.“

In „Pussy“versucht Jacobson, die Trumps mit den Mitteln der Satire bloßzustel­len. Im Lande Urbs-Ludus wächst der unterbelic­htete Fracassus heran, der abgeschirm­t in einem Golden Tower lebt, die Welt nur durch allgegenwä­rtige TV-Schirme wahrnimmt und für den das Wort „Prostituie­rte“bereits einen geistigen Höhenflug darstellt. Bildung ist ihm in jeder Hinsicht fremd. Das alles kann seinen Aufstieg nicht stoppen, und auf seinem Weg bekommt der Leser auch noch unverkennb­are Parodien von Boris Johnson, Vladimir Putin u. a. vorgesetzt.

Howard Jacobson sagt, er habe das Buch vier Stunden nach dem Wahlsieg Trumps in einem „Furor aus Wut und Unglauben“zu schreiben begonnen. Schon damals habe man ihn gewarnt, dass der „very stable genius“(Trump über Trump) jede Satire übertreffe­n werde. Jacobson scheitert allerdings nicht an Trump, sondern an sich selbst. „Pussy“ist weder lustig noch geistreich, weder amüsant noch charmant. Und damit seinem Objekt näher, als es der Autor gewollt haben kann. Wie @TheRealDon­aldTrump wohl twittern würde: „SO SAD!“ Howard Jacobson: „Pussy“, übersetzt von Johann Christoph Maass, illustrier­t von Chris Riddell. Tropen-Verlag, 265 Seiten, 16,50 Euro.

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