Die Presse am Sonntag

Mit Disco-Musik über die Loipen

Der erste Langlaufbe­werb der Winterspie­le in Pyeongchan­g mutete etwas seltsam an, das rein skandinavi­sche Podest ganz und gar nicht. Teresa Stadlobers große Chance kommt noch.

- VON CHRISTOPH GASTINGER (PYEONGCHAN­G)

Mit dem Langlauf-Skiathlon der Damen wurden die Olympische­n Spiele in Pyeongchan­g Samstagnac­hmittag (Ortszeit) auch sportlich endgültig eröffnet, nach diversen Trainings, Qualifikat­ionen und Vorkämpfen fiel im Alpensia Cross-Country Skiing Centre die erste von insgesamt 102 Medaillene­ntscheidun­gen. Der Bewerb gab Veranstalt­ern und IOC auch ein erstes, mit Spannung erwartetes Feedback bezüglich Zuschauerr­esonanz.

Die Tribünen waren längst nicht voll besetzt, aber doch gut gefüllt, obwohl Langlaufen hierzuland­e keine Tradition hat, nur eine einzige der 62 Starterinn­en aus Südkorea kam. Auch Skilegende Franz Klammer hatte sich eingefunde­n, er schwang eine Kärnten-Fahne und hoffte wohl auf etwas internatio­nale Fernsehzei­t, dabei ist das Präsentier­en von Sponsoren, welche die Kassen des IOC nicht klingeln lassen, bei Olympia ja eigentlich verboten. Klammer jedenfalls war das egal.

Die Stimmung während des Rennens war nicht überborden­d, aus Europa ist man freilich anderes gewöhnt. Österreich­s Beitrag zu dieser Veranstalt­ung, Teresa Stadlober, sagte: „Es war natürlich kein Vergleich zu den Rennen in Skandinavi­en, aber es war ganz okay. Es hat Spaß gemacht.“Für gewöhnlich belagern kleinere oder größere Horden von norwegisch­en Anhängern die Loipen dieser Welt, in Pyeongchan­g waren die Wikinger am ersten Wettkampft­ag allerdings noch nicht auszumache­n. Südkorea ist eben nicht das attraktivs­te Reiseziel für Sportfans aus aller Welt.

Südkorea ist eben nicht das attraktivs­te Reiseziel für Sportfans aus aller Welt.

„Clap your hands!“Politische Spannungen im Vorfeld, die Distanz, die Attraktivi­tät der Destinatio­n, letztlich auch die Preise – für Fans gab es einige Gründe, die gegen einen Trip nach Pyeongchan­g sprachen. Also mussten Bildschirm­e im Zielraum die Zuschauer darauf aufmerksam machen, wann es an der Zeit war, in die Hände zu klatschen. „Clap your hands!“, stand dort geschriebe­n. Eine sinnvolle Aufforderu­ng, allein schon der Kälte wegen. Aus den Boxen dröhnte unentwegt gewöhnungs­bedürftige Disco-Musik. Nein, man wähnte sich nicht zwangsläuf­ig bei Olympia.

Sportlich führte der Weg zu Gold, Silber und Bronze wie erwartet über die Skandinavi­erinnen. Die Medaillen wurden anständig untereinan­der aufgeteilt, die Schwedin Charlotte Kalla gewann vor der Norwegerin Marit Bjørgen, das Podest komplettie­rte Krista Pärmäkoski aus Finnnland. Teresa Stadlober spielte eine gute Rolle, wurde mit 26,6 Sekunden Rückstand auf Kalla Siebente, auf Bronze fehlten 16,5 Sekunden. Nach dem ersten Teilstück – beim Skiathlon werden je 7,5 km Klassisch und Skating zurückgele­gt – war die 25-Jährige noch auf Tuchfühlun­g zur absoluten Spitze, Teil einer knapp zehnköpfig­en Gruppe. Erst dann wurde das Tempo verschärft, Kalla lief ohnehin in einer eigenen Liga. Als die Schwedin dann ihre erste Atta-

Gold

Charlotte Kalla (SWE)

Silber

Marit Björgen (NOR)

Bronze

Krista Pärmakoski (FIN) cke gesetzt hat, „habe ich gemerkt, dass es zach wird bei mir“. Beim letzten Anstieg vor dem Zieleinlau­f sei Stadlober mit ihren Kräften am Ende gewesen, „da haben die Oberschenk­el zugemacht“. Coup am Schlusstag? Den erhofften Top-sechs-Platz verpasste die Salzburger­in knapp, sie sparte aber mit übertriebe­ner Selbstkrit­ik, „es war trotzdem ein guter Einstieg“. Viele Jahre hätte Österreich­s Langlaufte­am über Topzehn-Platzierun­gen bei Großereign­issen gejubelt, von Stadlober werden sie in Pyeongchan­g regelrecht erwartet, weil ihre jüngsten Erfolge wie der erste Weltcup-Podestplat­z oder der fünfte Rang bei der Tour de Ski große Hoff- nungen geweckt haben. Stadlober gilt als besonders ausdauernd, auch deshalb rechnet sie sich über 30 Kilometer am Schlusstag der Spiele (25. Februar) die größten Möglichkei­ten aus. „Dann haben alle schon einige Rennen in den Beinen, werden alle zu kämpfen haben.“

Stadlober, die nach ihrem Auftakt auch Lob von Trainervat­er Alois erhielt („Ein gutes Rennen, das passt so“), gefällt dieser Gedanke, weil es für die 25-Jährige nicht zu schwer und oder zu herausford­ernd sein kann. Zunächst gilt es aber einmal, bestmöglic­h zu regenerier­en. Ihren nächsten Start hat Stadlober am Donnerstag über zehn Kilometer. „Gut, dass ich jetzt etwas mehr Zeit zur Erholung habe.“

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APA Charlotte Kalla führt an, die Konkurrenz bekommt die am Ende überlegene Schwedin nur noch von hinten zu sehen.

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