Mit Disco-Musik über die Loipen
Der erste Langlaufbewerb der Winterspiele in Pyeongchang mutete etwas seltsam an, das rein skandinavische Podest ganz und gar nicht. Teresa Stadlobers große Chance kommt noch.
Mit dem Langlauf-Skiathlon der Damen wurden die Olympischen Spiele in Pyeongchang Samstagnachmittag (Ortszeit) auch sportlich endgültig eröffnet, nach diversen Trainings, Qualifikationen und Vorkämpfen fiel im Alpensia Cross-Country Skiing Centre die erste von insgesamt 102 Medaillenentscheidungen. Der Bewerb gab Veranstaltern und IOC auch ein erstes, mit Spannung erwartetes Feedback bezüglich Zuschauerresonanz.
Die Tribünen waren längst nicht voll besetzt, aber doch gut gefüllt, obwohl Langlaufen hierzulande keine Tradition hat, nur eine einzige der 62 Starterinnen aus Südkorea kam. Auch Skilegende Franz Klammer hatte sich eingefunden, er schwang eine Kärnten-Fahne und hoffte wohl auf etwas internationale Fernsehzeit, dabei ist das Präsentieren von Sponsoren, welche die Kassen des IOC nicht klingeln lassen, bei Olympia ja eigentlich verboten. Klammer jedenfalls war das egal.
Die Stimmung während des Rennens war nicht überbordend, aus Europa ist man freilich anderes gewöhnt. Österreichs Beitrag zu dieser Veranstaltung, Teresa Stadlober, sagte: „Es war natürlich kein Vergleich zu den Rennen in Skandinavien, aber es war ganz okay. Es hat Spaß gemacht.“Für gewöhnlich belagern kleinere oder größere Horden von norwegischen Anhängern die Loipen dieser Welt, in Pyeongchang waren die Wikinger am ersten Wettkampftag allerdings noch nicht auszumachen. Südkorea ist eben nicht das attraktivste Reiseziel für Sportfans aus aller Welt.
Südkorea ist eben nicht das attraktivste Reiseziel für Sportfans aus aller Welt.
„Clap your hands!“Politische Spannungen im Vorfeld, die Distanz, die Attraktivität der Destination, letztlich auch die Preise – für Fans gab es einige Gründe, die gegen einen Trip nach Pyeongchang sprachen. Also mussten Bildschirme im Zielraum die Zuschauer darauf aufmerksam machen, wann es an der Zeit war, in die Hände zu klatschen. „Clap your hands!“, stand dort geschrieben. Eine sinnvolle Aufforderung, allein schon der Kälte wegen. Aus den Boxen dröhnte unentwegt gewöhnungsbedürftige Disco-Musik. Nein, man wähnte sich nicht zwangsläufig bei Olympia.
Sportlich führte der Weg zu Gold, Silber und Bronze wie erwartet über die Skandinavierinnen. Die Medaillen wurden anständig untereinander aufgeteilt, die Schwedin Charlotte Kalla gewann vor der Norwegerin Marit Bjørgen, das Podest komplettierte Krista Pärmäkoski aus Finnnland. Teresa Stadlober spielte eine gute Rolle, wurde mit 26,6 Sekunden Rückstand auf Kalla Siebente, auf Bronze fehlten 16,5 Sekunden. Nach dem ersten Teilstück – beim Skiathlon werden je 7,5 km Klassisch und Skating zurückgelegt – war die 25-Jährige noch auf Tuchfühlung zur absoluten Spitze, Teil einer knapp zehnköpfigen Gruppe. Erst dann wurde das Tempo verschärft, Kalla lief ohnehin in einer eigenen Liga. Als die Schwedin dann ihre erste Atta-
Gold
Charlotte Kalla (SWE)
Silber
Marit Björgen (NOR)
Bronze
Krista Pärmakoski (FIN) cke gesetzt hat, „habe ich gemerkt, dass es zach wird bei mir“. Beim letzten Anstieg vor dem Zieleinlauf sei Stadlober mit ihren Kräften am Ende gewesen, „da haben die Oberschenkel zugemacht“. Coup am Schlusstag? Den erhofften Top-sechs-Platz verpasste die Salzburgerin knapp, sie sparte aber mit übertriebener Selbstkritik, „es war trotzdem ein guter Einstieg“. Viele Jahre hätte Österreichs Langlaufteam über Topzehn-Platzierungen bei Großereignissen gejubelt, von Stadlober werden sie in Pyeongchang regelrecht erwartet, weil ihre jüngsten Erfolge wie der erste Weltcup-Podestplatz oder der fünfte Rang bei der Tour de Ski große Hoff- nungen geweckt haben. Stadlober gilt als besonders ausdauernd, auch deshalb rechnet sie sich über 30 Kilometer am Schlusstag der Spiele (25. Februar) die größten Möglichkeiten aus. „Dann haben alle schon einige Rennen in den Beinen, werden alle zu kämpfen haben.“
Stadlober, die nach ihrem Auftakt auch Lob von Trainervater Alois erhielt („Ein gutes Rennen, das passt so“), gefällt dieser Gedanke, weil es für die 25-Jährige nicht zu schwer und oder zu herausfordernd sein kann. Zunächst gilt es aber einmal, bestmöglich zu regenerieren. Ihren nächsten Start hat Stadlober am Donnerstag über zehn Kilometer. „Gut, dass ich jetzt etwas mehr Zeit zur Erholung habe.“