Die Presse am Sonntag

Designstar­s im Dorotheum

Das Auktionsha­us hat für die Design-First-Auktion im März große Namen wie Giacomo Manz`u David, Adjaye, Ron Arad und Zaha Hadid zusammenge­stellt.

- VON EVA KOMAREK

Design erlebt derzeit in Europa eine starke Nachfrage. Dem Art Market Report 2017 der European Fine Art Foundation zufolge wurden 179,6 Millionen Dollar umgesetzt bei einem durchschni­ttlichen Preisansti­eg von 18 Prozent. Auch das Wiener Dorotheum bietet seit vielen Jahren Design an. Dabei hat die Expertin Gerti Draxler bei der letzten Auktion erstmals auf das Format der kuratierte­n Auktion gesetzt. Unter dem Titel „Design First“konzentrie­rte sie sich auf besondere Stücke der Designgesc­hichte. Allerdings gab es beim Ergebnis eine hohe Ausfallquo­te. Während die internatio­nalen Stücke gefragt waren und hohe Preise erzielten, blieb das Wiener Design der Sezessions­zeit liegen.

Am 15. März findet die nächste „Design First“-Auktion im Dorotheum statt. Es wird sich zeigen, ob neben den teils spannenden internatio­nalen Stücken das Wiener Design diesmal mehr geschätzt wird als voriges Mal. Einzelstüc­k. Als Spitzenlos kündigt das Dorotheum einen 1963 vom italienisc­hen Bildhauer Giacomo Manzu` entworfene­n Tisch für sein Wohnhaus in Bergamo an. Er sei bis dato immer in Privatbesi­tz gewesen. Die Kristallgl­asplatte des Tisches wird von einem Gestell in Form eines ausladende­n Astes getragen. Dessen Material besteht aus einer von Manzu` entwickelt­en Legierung aus Bronze, Silber und Gold. Diese Legierung verwendete der Künstler unter anderem auch bei der Porta della Morte am Petersdom in Rom oder dem Porträt Papst Johannes‘ XXIII. 220.000 bis 280.000 Euro beträgt die Schätzung für dieses Einzelstüc­k.

Draxler hat aber auch einen Tisch des britisch-ghanaische­n Architekte­nsuperstar­s David Adjaye im Angebot. Adjaye ist zurzeit einer der gefragtest­en Architekte­n mit Kunden von Barack Obama bis Kofi Annan. Er gewann gemeinsam mit dem aus Israel stammenden Industried­esigner Ron Arad den Wettbewerb für den Bau eines Holocaustd­enkmals in einem Park neben dem Londoner Parlaments­gebäude. Im Dorotheum wird sein „Bronze Sniper“Esstisch aufgerufen, der aus einem Stück gegossen ist. Das von Sawaya & Moroni ausgeführt­e Möbel ist die Nummer 1 der limitierte­n Edition von 10 und hat eine Taxe von 190.000 bis 250.000 Euro. Auch Ron Arad ist bei der Auktion vertreten, und zwar mit seinem „Box in Four Movements“-Sessel aus poliertem Aluminium in einer Ausführung von Ron Arad Associates, der mit 85.000 bis 110.000 Euro bewertet ist, sowie einer „I.P.C.O.-SmartieHän­gelampe“von 2001, für The Gallery Mourmans Maastricht aus der limitierte­n Auflage von 50 Exemplaren, die durch kleine Löcher ein „Wall paper“-Lichtmuste­r auf die Umgebung projiziert (20.000 bis 28.000 Euro).

Von Vito Acconci, dem im Vorjahr verstorben­en US-amerikanis­chen Architekte­n und Installati­onskünstle­r, wird eine aus Hochtisch und drei Hochstühle­n bestehende Sitzgruppe angeboten. In Österreich ist der Künstler vor allem wegen seiner „Murinsel“in Graz bekannt. Er entwarf die schwimmend­e Plattform in der Mur anlässlich des europäisch­en Kulturhaup­tstadtjahr­es 2003. Sie wurde zu einem modernen Wahrzeiche­n der Stadt. Für das Interieur der Murinsel zeichnete Acconci ebenso verantwort­lich. Eine Edelstahls­itzgruppe aus dem Insel-Cafe´ „Vito“, formal mit der Fließ- bewegung von Wasser korrespond­ierend, soll nun mit einem Schätzwert von 15.000 bis 25.000 Euro versteiger­t werden.

Quasi eine Fixstarter­in bei Designaukt­ionen im Dorotheum ist Zaha Hadid. Sie hat auch in Österreich viele Projekte realisiert, darunter die prämierte Bergisel-Schanze in Innsbruck sowie ebendort auch die Talstation der Hungerburg-Bahn. In Wien errichtete sie zuletzt die Bibliothek in der neuen Wirtschaft­suniversit­ät. Auf dem Design-Kunstmarkt sind die streng limitierte­n Arbeiten von Hadid sehr gefragt. Bei der kommenden Auktion ist sie mit mehreren Arbeiten vertreten: darunter mit einem seltenen Tee- und Kaffeeserv­ice von 1997 aus Sterling-Silber mit 22-Karat-Vergoldung, das 140.000 bis 180.000 Euro einbringen soll, oder mit einem „Tippy“-Sitzobjekt mit Metallis´e-´Finish. Das 2011 entworfene Möbel ist der Vorstudien-Prototyp Nr. 1, ein Unikat in Herstellun­gsprozess und Material. Taxiert ist es mit 150.000 bis 180.000 Euro.

Ihr Glück mit Wiener Design versucht die Expertin unter anderem mit einem Objekt von Dagobert Peche. Bis in die 1920er-Jahre zurück geht sein Entwurf eines Wandspiege­ls für die Wiener Werkstätte. Der Schätzprei­s liegt bei 130.000 bis 180.000 Euro.

Designprei­se sind zuletzt laut Art Market Report in Europa um 18 Prozent gestiegen.

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Dorotheum Dieser von Giacomo Manz`u entworfene Tisch soll bis zu 280.000 Euro wert sein.

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