Von der Drehzahl bis zur Sitzeinstellung: Datenspeicher Auto
Moderne Pkw sind ein Segen: Dank Echtzeitdaten wissen sie zum Beispiel, ob Parkplätze in einer Garage frei sind. Moderne Pkw sind aber auch ein Fluch: Sie produzieren und speichern eine Unmenge an Daten, die detaillierte Fahrerprofile ermöglichen. Und an
Es ist eine nette Spielerei, die sich Toyota hat einfallen lassen. Wer den neuen C-HR Probe fährt und eine entsprechende Erklärung unterschreibt, kann nach der Fahrt alle Daten im Internet abrufen: Wie weit bin ich gefahren, wie lang, welche Strecke und wo genau, wie viele Kilometer davon mit elektrischem Antrieb, wie hoch war der Verbrauch, wie hoch die Durchschnittsgeschwindigkeit, wie viel Gramm CO2 wurden pro Kilometer ausgestoßen? Man kann die Strecke online sogar zeitlich gerafft nachfahren.
Nett, wie geschrieben, aber auch recht erschreckend, wenn man sieht, welche Daten von einem gewöhnlichen Auto erhoben werden können. Was passiert, wenn man der Erklärung nicht zustimmt oder man später einen C-HR mit diesem System an Bord kauft? „Nichts“, versichert der Sprecher von Toyota-Generalimporteur Frey. Die Daten würden dann nicht gespeichert und auch nicht übertragen werden. Aber man sieht die Möglichkeiten, die es bereits gibt und die nicht auf Fahrzeuge von Toyota beschränkt sind.
Autos sind mittlerweile fahrbare Computer geworden. Motor, Getriebe, Fahrwerk, Bremsen – viele Einheiten werden elektronisch gesteuert. Und ihre Zahl nimmt auf dem Weg zum autonomen Fahren ständig zu.
All diese Systeme produzieren und protokollieren eine Unmenge an Daten. Hilfreich für die Hersteller, die damit Schwachstellen erkennen und beheben können. Einerseits. Andererseits erwecken sie aber auch Begehrlichkeiten. Was könnte man nicht alles mit diesen Daten machen? Angefangen bei Garantiefällen – Drehzahl- und Motortemperaturdaten lassen Rückschlüsse auf die Nutzung zu – bis hin zu Versicherungen, die anhand von Geschwindigkeitsdaten überprüfen können, ob sich der Fahrer an Tempolimits hält und zu welcher Fahrweise er neigt.
Dazu müssen die Daten freilich nicht nur erfasst, sondern auch gespei-
Terabyte
an Daten werde ein vollständig autonom fahrendes Auto in acht Stunden produzieren, erklärte jüngst Intel-CEO Brian Krzanich bei einem Vortrag. Das sind etwa 5000 Gigabyte pro Stunde.
GBit pro Sekunde
an Datenübertragung durch die 5G-Netze seien notwendig, um autonomes Fahren tatsächlich ermöglichen zu können. Derzeit haben die besten Datennetze Raten von etwa einem GBit pro Sekunde. chert und übermittelt werden. Beim Autoservice kann sie die Werkstatt auslesen. Oder noch einfacher: Sie werden mittels Datenübertragung an den Hersteller gesendet.
Dieses Thema wird durch die E-Call-Verordnung der EU aktuell, die vorschreibt, dass alle Neuwagen ab Ende dieses Monats über ein automatisches Notrufsystem verfügen müssen. Registrieren die Fahrzeugsysteme einen Unfall, werden mindestens folgende Daten an die europäische Notrufnummer 112 übermittelt: Unfallzeitpunkt, genaue Koordinaten des Unfalls, Fahrtrichtung, Fahrzeug-ID. Optional auch Daten aus dem Bordsystem, beispielsweise die Schwere des Unfallereignisses, die Zahl der Insassen, ob die Sicherheitsgurte angelegt waren, ob sich das Fahrzeug überschlagen hat.
„E-Call ist ein Türöffner für alle anderen Datenübertragungen“, meint Friedrich Eppel, stellvertretender Cheftechniker des ÖAMTC. Denn das E-Call-System benötigt eine SIM-Karte mit Mobilfunkverbindung – und wenn man diese Verbindung schon einmal im Pkw hat, dann kann sie auch gleich genützt werden, um damit andere Fahrzeugdaten zu übermitteln.
Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) hat schon 2015 einen BMW 320d detailliert untersucht. Der bayerische Autobauer punktet seit 2010 mit seinem Connected-Drive-Service, das dem Fahrer Erleichterungen bietet – von aktuellen Staudaten über Informationen zur Belegung von Parkhäusern bis hin zur Möglichkeit, das Auto per Fernsteuerung einzuparken.
Zugleich aber speichert der 320d, wie der ADAC herausgefunden hat, alle möglichen Daten. Die erreichte Maxi- Zeichnet Navigationsziele und Parkplätze auf Speichert Daten, Fotos und Kontakte vom Mobiltelefon maldrehzahl des Motors mit jeweiligem Kilometerstand etwa (sie erlaubt Rückschlüsse auf den Fahrstil), die Anzahl der Fahrtstrecken unterteilt nach Entfernung (das erlaubt Rückschlüsse auf die Nutzung), wie lang in verschiedenen Modi gefahren wurde (Economy, Comfort, Sport), die Zahl der Verstellvorgänge des elektrischen Fahrersitzes (das erlaubt Rückschlüsse auf die Anzahl der Fahrer), die Zahl der elektromotorischen Gurtstraffungen aufgrund starken Bremsens (lässt ebenfalls auf den Fahrstil schließen). Sogar die Anzahl der gewechselten Medien des CD-Laufwerks wurden gespeichert.
Ein automatischer Notruf via E-Call ist ab Ende März bei allen Neuwagen Pflicht.
Datenübertragung im Minutentakt. Ein Einzelfall? Sicher nicht. Der ADAC überprüfte später, welche Daten ein Fahrzeug der B-Klasse von Mercedes speichert und auswertet. Etwa alle zwei Minuten übermittelt demnach das Auto seine GPS-Position an die Firmenzentrale plus den Kilometerstand, den Verbrauch, die Tankfüllung, den Reifendruck und den Füllstand von