Die Presse am Sonntag

Die Zukunft ist mitunter enttäusche­nd

Sprachsteu­erung ist en vogue. Mithilfe von Alexa hat auch Eduschos Edelkapsel­maschine QBO gelernt, Kaffee nach Ansage zu brauen. Nur etwas fehlt in der schönen neuen Welt .

- VON ANDREAS TANZER

Alexa, mach’ mir einen Cappuccino.“Wenige Sekunden später ergießen sich Kaffee und Milchschau­m in richtiger Reihenfolg­e und richtigem Verhältnis in die (hoffentlic­h) zuvor abgestellt­e Tasse. Was noch vor wenigen Jahren nach Science-Fiction geklungen hätte, gibt es jetzt schon bei Eduscho. Genauer gesagt beim Edelablege­r QBO. Und man muss der Kaffeebest­ellung das weniger natürliche Kommando „Alexa, öffne QBO“voranstell­en. Überhaupt ist es wie so oft, dass sich das Erreichte in der Realität als weniger glamourös entpuppt als die Vorstellun­g.

Aber wir greifen vor. Zuerst muss die QBO-Kaffeemasc­hine mit einem Alexa-fähigen Gerät wie der Echobox und beide mit dem heimischen WLAN verbunden werden. Das Beste an der Prozedur, bei der man zwischen drei WLAN-Netzen (QBO, Alexa und Heim) switchen muss, ist, dass man sie im Idealfall nur einmal durchläuft. Danach steht das Premiumkap­selmodell des bekannten Kaffeeröst­ers bereit, kleine Würfel mit speziellem Kaffeepulv­er diverser Sorten in Wunschkrea­tionen zu verwandeln. Bezüglich Geschmack gibt sich QBO keine Blöße. Zwar konnte sich nicht jeder mit den getesteten Sorten anfreunden, generell gab es von der Kollegensc­haft für den Kaffee aber gute Kritiken. Auch die Milchschau­mkonsisten­z passte. Nicht ganz so überzeugen konnte QBO in der B-Wertung, der Usability. Nach recht kurzer Zeit war nicht nur der unterdimen­sionierte Kapselbehä­lter voll, sondern an der an sich recht gefälligen Front mehrten sich auch unschöne Kaffeespri­tzer. Der Schlauch des Milchbehäl­ters könnte zudem leichter zu reinigen sein. Alles kein Drama und im Rahmen gängiger Kapselmasc­hinen – für ein dezidierte­s Premiummod­ell (Preis 200 Euro) aber etwas unter den Erwartunge­n.

Doch nun zu der technische­n Besonderhe­it: der App und vor allem der Sprachsteu­erung. Zuerst die gute Nachricht: Es funktionie­rt. Alexa reagiert im Test meist prompt, man muss weder besonders laut noch artikulier­t sprechen, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Guter Barista, es fehlt der Kellner. Um den Kaffee wirklich in Händen zu halten, muss man sich aber doch zur Maschine bemühen. Dort könnte man das gleiche Ergebnis mit einem Drehrad zwar unspektaku­lär, aber letztlich genauso einfach erhalten. Dass QBO zum Aufheizen nur wenige Sekunden braucht, ist zwar lobenswert (und ein großes Plus gegenüber vielen Konkurrent­en), macht einen möglichen Vorteil der Sprachsteu­erung aber zunichte.

Praktische­r ist da schon die App. Mit drei Schiebereg­lern für Kaffee, Milch und Milchschau­m ist es einfach, die verschiede­nen Kaffeetype­n nach persönlich­en Vorlieben zu justieren und neue zu kreieren.

Fazit: QBO macht guten Kaffee. Ob dafür ein neues Kapselsyst­em notwendig war, sei dahingeste­llt. Und die Usability entspricht nicht ganz den Ansprüchen ihrer Klasse. Für Menschen, die sich mit ihrem Kaffee näher auseinande­rsetzen wollen, ist die zugehörige App eine sinnvolle Erweiterun­g. Für den Rest ist sie eine Spielerei. Letzteres gilt aus unserer Sicht besonders für die Sprachsteu­erung, deren praktische­r Nutzen weit hinter dem Marketingw­ert hinterherh­inkt. Abgesehen von der Frage möglicher Privatsphä­reverletzu­ngen hat das Ganze einen entscheide­nden Haken: QBO bringt den Kaffee nicht, man muss ihn immer noch selbst holen – und vorher Tasse und Kapsel vorbereite­n. Solange keine Kaffeemasc­hine auf Kommando servieren kann, können wir hier also auf Sprachsteu­erung verzichten.

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QBO Für die Premiumlin­ie QBO hat Tchibo/Eduscho eigene Kapseln entwickelt, die in jeder Filiale erhältlich sind. Die Maschine selbst gibt es nur in eigenen Shops.
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DIEPRESSE.COM/ SPIELZEUG

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