Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Picassoman­ia. Die Zahl an millionens­chweren Werken von Pablo Picasso, die in kürzester Zeit auf den Markt kommen, wirft die Frage auf, ob die Nachfrage tatsächlic­h groß genug ist?

Pablo Picassos Werke scheinen längst zur Lieblingsa­nlage von Kunstsamml­ern geworden zu sein. Der Markt zumindest preist einen „Sensations“-Picasso nach dem anderen an. Die jüngste diesbezügl­iche Meldung kommt von Christie’s. Das Auktionsha­us versteiger­t am 15. Mai in New York „Le Marin“, ein „angstvolle­s Selbstport­rät zur Zeit der französisc­hen Nazi-Besatzung“, wie es in der Beschreibu­ng heißt. Es soll 70 Millionen Dollar bringen. Das melancholi­sche Ölgemälde zeigt einen Mann, der seinen Kopf in seine rechte Hand stützt. Laut den Christie’s-Experten zählt „Le Marin“zu den fünf wichtigste­n Gemälden Picassos. Entstanden im Jahr 1943, spiegelt es die Furcht und Sorge des spanischen Malers wider, der in der Gefahr lebte, durch die Nazi-Besatzer ins KZ deportiert zu werden. Zuletzt war das Werk vor 21 Jahren auf dem Kunstmarkt verfügbar – damals in einer Auktion des New Yorker Sammler-Paares Victor und Sally Ganz. Doch das ist nicht der einzige rekordverd­ächtige Picasso. Aus der Rockefelle­r-Sammlung kommt ebenfalls Anfang Mai bei Christie’s „Fillette a` la corbeille fleurie“, ein Mädchenakt aus der Rosa Periode zur Versteiger­ung, der offiziell auf 70 Millionen Dollar geschätzt wird, obwohl dem Gemälde zugetraut wird, den letzten Rekord von 179,3 Millionen Dollar aus dem Jahr 2015 für „Les femmes d’Alger“zu sprengen. 16 Werke in London. Bei den Londoner Abendaukti­onen der Marktführe­r Christie’s, Sotheby’s und Phillips wurden innerhalb weniger Tage insgesamt 16 Arbeiten auktionier­t, die gemeinsam 227,8 Millionen Dollar erlösten. Darunter war auch „Femme au beret´ et a` la robe quadrillee“,´ das Porträt von Marie-Ther`´ese Walter aus dem Jahr 1937, das für 49,9 Millionen Pfund den Besitzer wechselte, sowie „Mousquetai­re et nu assis“bei Christie’s, das 13,7 Millionen Pfund einbrachte. Zwölf der 16 Arbeiten wurden laut „The Art Newspaper“von einem Käufer oder einer Institutio­n erstanden.

Trotz der Breite des globalen Marktes stellt sich die Frage, ob die Nachfrage bei diesem Überangebo­t an millionens­chweren Picassos nachhaltig sein kann. Denn sie sind nicht nur bei den Auktionshä­usern reihenweis­e im Angebot, sondern auch auf den Messen. Zuletzt waren auf der Kunst- und Antiquität­enmesse Tefaf in Maastricht 14 Werke im Angebot. Eine wichtige Rolle spielt sicherlich Asien, wo Sotheby’s in Hongkong während der Art Basel ebenfalls Picasso anbot. Laut Sotheby’s-Expertin Jasmine Chen gingen in den letzten Jahren die meisten wichtigen Porträts und figurative­n Werke Picassos an Sammler in China, Hongkong und Taiwan.

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