Die Presse am Sonntag

Let’s make money

INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Welch eine Woche! Für die Wirtschaft und die Börsen wurde sie überhaupt als möglicherw­eise die entscheide­ndste des Jahres gehandelt. Und was tun die Anleger? Nun, auf die Negativnac­hrichten reagieren sie gelassen. Und die positiven feiern sie euphorisch. Eigentlich etwas unheimlich, da es ein wenig nach Realitätsv­erweigerun­g aussieht.

Der Eklat nach dem G-7-Gipfel vor einer Woche, als US-Präsident Donald Trump seine Zustimmung zur Abschlusse­rklärung zurückgezo­gen hatte, bewegte die Börsen nicht. Ähnlich ignorierte sie die Ankündigun­g der USNotenban­k Fed, den Leitzins im zweiten Halbjahr nicht nur ein, sondern zwei Mal anzuheben (die Leitzinser­höhung am Mittwoch war ja schon eingepreis­t gewesen). Dafür schossen Europas Börsen in die Höhe, nachdem die Europäisch­e Zentralban­k am Donnerstag mitgeteilt hatte, den Leitzins wohl erst im Herbst 2019 zum ersten Mal zu erhöhen und die Einkünfte aus den Ende Dezember auslaufend­en Anleihenkä­ufen doch zu reinvestie­ren, sprich also die Bilanz im Unterschie­d zur Fed nicht zu reduzieren. Zumindest bei Anlegern geht das ins Ohr.

Aus dem Tritt kamen die Börsen erst am Freitag Nachmittag, nachdem die USA Strafzölle gegen China verhängt hatten und Peking Vergeltung angekündig­t hatte. Dazu trug auch bei, dass Europa Vergeltung­szölle gegen die USA auf den Weg brachte.

Mit der Angst vor einer Eskalation des Handelsstr­eits geht die Börse also in die nächsten Wochen. Sollte die Situation eskalieren, würde das der Weltwirtsc­haft zusetzen. Die deutsche Bundesbank hat aufgrund der Gefahren für die Exportwirt­schaft die Prognose für das deutsche BIP-Wachstum 2018 am Freitag von zuvor 2,5 auf zwei Prozent gesenkt. „Die Unsicherhe­iten für den Ausblick sind erheblich höher einzustufe­n als zuvor“, erklärte NotenbankP­räsident Jens Weidmann.

Demgegenüb­er hat Trump für die USA bereits Überlegung­en angestellt, angesichts der bedeutsame­n Wahlen zum Repräsenta­ntenhaus im November die Steuern weiter zu senken. Das könnte noch mehr Anleger in die USA locken. Die Großanlege­r nämlich haben zuletzt bereits begonnen, Geld aus Europa und aus Schwellenl­ändern abzuziehen und in den USA zu investiere­n, wo die Gewinnauss­ichten am besten seien. Das ergab die neue globale Fondsmanag­er-Umfrage der Bank of America. Am liebsten gehen sie übrigens in die großen US-Tech-Konzerne. Und verzerren damit das Bild noch mehr: Denn der gewaltige Aufschwung dieser globalen Schwergewi­chte macht leicht vergessen, dass sich der breite US-Markt in den vergangene­n Jahren Legoland stellte auch die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle nach. Anleger sollten sich lieber den Konzern hinter Legoland ansehen. weitaus bescheiden­er entwickelt hat. Panik ist angesichts all dessen nicht angesagt, ein Einstieg in Aktien aber umso sorgfältig­er zu prüfen.

In die richtige Richtung aufgebroch­en ist nun jedenfalls der größte Braukonzer­n Inbev (ISIN: BE09742932­51). In der Vorwoche hatten wir ja geschriebe­n, dass die Aktie nach einem langen Abwärtstre­nd den Boden bei 80 Euro gefunden zu haben scheint. Seither hat sie – wohl auch durch den Beginn der Fußball-WM – um sechs Prozent zugelegt. Sieht gut aus. Morgan Stanley hat am Freitag die Empfehlung „Overweight“inklusive Kursziel von 110 Euro bestätigt.

Biotech-Aktien sind demgegenüb­er schwerer zu prognostiz­ieren, weil sie vom Erfolg einzelner Medikament­enentwickl­ungen abhängen. Dafür werden bei Firmenüber­nahmen hohe Aufschläge gezahlt. Ein möglicher Kandidat ist das US-Unternehme­n Biomarin (ISIN: US09061G10­13), das einige Präparate auf dem Markt hat und nun ein neues gegen eine Stoffwechs­elerkranku­ng genehmigt bekam, das Ende Juni auf den Markt kommt. Mit knapp 84 Euro ist das Papier relativ günstig zu haben. Vorsicht: Biotech-Aktien können bei enttäusche­nden Projektstu­dien nach unten ausschlage­n.

Preislich attraktiv zeigt sich auch die britische Merlin Entertainm­ents (ISIN: GB00BDZT6P­94), die mit ihren 27.000 Beschäftig­ten über 120 Freizeitin­stitutione­n in 25 Ländern betreibt – etwa Madame Tussauds und Legoland. Die Freizeitin­dustrie boomt. Nach einer starken Korrektur hat die MerlinAkti­e im Frühjahr gedreht und zieht – nicht übereilt, aber beständig – an.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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