Die Presse am Sonntag

Was uns der fulminante IPO von Adyen sagt

Die Fintechs mischen die Finanzbran­che auf. Ihre Bewertunge­n an der Börse erinnern an frühere Blasen.

- EST

Es war ein wahres Kursfeuerw­erk, das das niederländ­ische Fintech-Unternehme­n Adyen am Mittwoch hinlegte. Nachdem die Aktien schon am oberen Ende der Preisspann­e, sprich zu jeweils 240 Euro zugeteilt worden waren, schossen sie am ersten Handelstag auf mehr als das Doppelte hoch, ehe sie bei plus 90 Prozent aus dem Handel gingen. Das Unternehme­n war damit auf Anhieb mit 13,4 Mrd. Euro bewertet – höher als die Commerzban­k, Deutschlan­ds zweitgrößt­es Geldinstit­ut. Seither ist der Adyen-Kurs etwas gesunken.

Die Fintechs treten offenbar aus dem Schatten und mischen die Finanzbran­che auf. An der Börse zeigt sich das unter anderem am deutschen Adyen-Konkurrent­en Wirecard, dessen Aktie sich seit Anfang des Vorjahres fast vervierfac­ht und die Marktkapit­alisierung des Unternehme­ns auf die Höhe der Deut- schen Bank getrieben hat. Von einer „Attacke der jungen Wilden“, spricht das deutsche „Handelsbla­tt“.

Aber was macht sie so attraktiv? Es ist das Angebot von Dienstleis­tungen rund um den Zahlungsve­rkehr, der immer mehr weg vom Bargeld hin zu Bank- und Kreditkart­en geht. Dazu kommt der starke Trend zum OnlineShop­ping. Für Fintechs tun sich neue Geschäftsf­elder auf. Vor allem der immer komplexere globale Zahlungsve­rkehr fordert nach neuen Lösungen, Zahlungen müssen geprüft, Transaktio­nen technisch verarbeite­t werden. Beim bargeldlos­en Zahlen herrscht außerhalb Europas – auch in Schwellenl­ändern – oft weitaus mehr Dynamik.

Viele Zahlungsdi­enstleiste­r tummeln sich unter der öffentlich­en Wahrnehmun­gsschwelle. Dies lässt auch auf eine Reihe von Fusio- nen und Akquisitio­nen in Zukunft schließen. Mit Adyen und Wirecard tritt zutage, was sich in der Szene abspielt. Allein die Vertragspa­rtner der beiden belegen den Trend: Adyen bedient Facebook, L’Oreal,´ Uber und Ebay. Bei Letzterem hat die niederländ­ische Firma vor Kurzem PayPal als bevorzugte­n Bezahldien­st abgelöst. Wirecard meldet seinerseit­s nahezu wöchentlic­h neue Kooperatio­nen – darunter solche mit dem chinesisch­e Bezahldien­st Alipay, der französisc­hen Großbank Credit´ Agricole. Und gemeinsam mit Visa führt man die Allianz-Versicheru­ng als Großkunden.

Und was ist mit dem Börsenhype? Die Bewertung von Adyen erinnere ihn an die TechBlase, schrieb Sebastien Sztabowicz von Kepler Cheuvreux am Donnerstag. Und riss gleichzeit­ig das Kursziel für die Wirecard-Aktie, die 147 Euro kostet, auf 185 Euro hoch.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria