Die Presse am Sonntag

»Co´rdoba wird nie sterben«

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Der 3:2-Sieg gegen Deutschlan­d bei der WM 1978 jährt sich zum 40. Mal. Warum gilt das dem österreich­ischen Fußball als Heldentat? Es ging doch in Wahrheit um nichts mehr. Hans Krankl: Für die Deutschen schon. Wenn sie uns hoch geschlagen hätten, wären sie ins kleine Finale gekommen. Wir hatten unsere Endplatzie­rung, waren Siebenter. Egal, wie die Partie ausgegange­n wäre, das stimmt. Der Gag war aber der: Journalist­en waren daran schuld, dass wir so anzaaht und gewonnen haben. Man sagte: „ Die schlogn, sie putzen euch.“In der „Bild“Zeitung gab es eine Gegenübers­tellung, 11:0. Also jeder Deutsche sei besser gewesen als wir. Das ging nicht. Welche Erinnerung­en haben Sie noch an das Tor . . . . . . welches Tor? ( lacht) Natürlich das 3:2. Dieses Tor war nichts Gewolltes, das war der reine Instinkt. Sehr gute Fußballer haben den, er leitet sie. Ich habe den Ball angenommen, bin nach innen gegangen, als ich gesehen hatte, dass Rüssmann ganz schlecht dasteht. Ich war vorbei, machte die Links-rechtsKomb­ination, hab’ Kaltz so richtig stehen lassen und dann den Ball unter Sepp Maier ins Tor geschossen. Hat dieses Tor alles für Sie verändert? Was bedeutet es Ihnen? Viel. Alles. Diese beiden Tore haben mich zum FC Barcelona gebracht. Manch Legende erzählt, dass Sie eigentlich schon beim FC Valencia gelandet waren. Wie gelang noch der Barcelona-Transfer? Der Verein hatte sich mit Rapid geeinigt, ja. Ein super Klub. Mein Berater Skender Fani fragte, ob ich will. Ich wollte warten. Dann kam Cordoba´ – und dann rief Fani noch einmal an und sagte: „Barcelona kommt wegen dir nach Wien.“Sag ich: „ Is des dei Ernst?“Dann bin ich im Nou Camp gelandet. Stimmt es, dass eine Bank die Spielerfra­uen 1978 einfliegen ließ nach Argentinie­n, weil Sie eine Wette abgeschlos­sen hatten? Ja. Vor der WM gab es in der Stadthalle einen Empfang. Da wurde analysiert, was wir erreichen könnten in einer Gruppe mit Spanien, Brasilien und Schweden. „ Ned vü“, war der Tenor. Ich bin auf der Bühne aber goschert geworden, mir war die permanente „ Die reißen eh nix“- Mentalität zu blöd. Also sagte ich zu dem Sparkasse-Vertreter: „Wenn wir die Gruppe überstehen, laden Sie unsere Frauen nach Argentinie­n ein!“Na, das war ein Aufschrei. Aber ich wollte, dass sie kommen. 10.000 Zeugen waren in der Halle, die Bank sagte zu. Wir sind Erster geworden in der Vorrunde. Das war’s. Wem trauen Sie jetzt bei der WM eine Überraschu­ng zu, gibt es Underdogs? Es gibt immer Länder, von denen man nicht annimmt, dass sie sehr gut sind. Es wäre ein Blödsinn, Belgien als Geheimfavo­rit zu bezeichnen. Die haben zehn, elf Klassespie­ler. Die sind spitze. Schweiz wird, meiner Meinung nach, unterschät­zt, die können überrasche­n. Oder ein kleiner Südamerika­ner, wie Peru. Die kennen wir alle zu wenig. Wieso hat sich Österreich nicht qualifizie­rt? Wir haben es nicht geschafft, weil wir die ganze Qualifikat­ion unter Marcel Koller schlecht gespielt haben. Einfach schlecht. Intern wusste man, dass die Spieler gestritten haben bei der EM 2016. Deshalb hörte Fuchs nach der Euro auf, kam Janko nicht mehr hinein. Das sind aber nur einige Gründe, warum wir nicht dabei sind. Bei den Testspiele­n zuletzt schien das Team wieder gefangen, Franco Foda dürfte den Spielern sehr guttun. Ja, aber vergessen wir bitte nicht: Testspiele sind Testspiele. Gut, wir waren spielerisc­h bissig, das gefällt mir. Russland und Deutschlan­d verlieren auch nicht freiwillig. Hätte das Team so in der Quali gespielt, wären wir jetzt bei der WM dabei. Hat es aber nicht. Vergleiche mit der Vergangenh­eit sind populär. Thiem und Muster, Hirscher und Maier – es wird auch im Fußball bemüht. Warum?

Hans Krankl

* 14. 2. 1953 in Wien, war Fußballer, spielte für Straßenbah­n, Rapid, Barcelona, Vienna, Sportclub, Krems und Salzburg.

Erfolge

Uefa, Cup der Cupsieger 1979, Copa del Rey 1981, Meister mit Rapid (1982, 1983). Goldener Schuh der Uefa, 1978: 41 Tore. Torschütze­nkönig in Spanien, „Pichichi“1979, 29 Treffer.

Trainer

Als Trainer war er in Hütteldorf, Mödling, Innsbruck, Salzburg, Köln (Fortuna), Linz oder beim ÖFB (2002 bis 2005) im Einsatz. Er absolviert­e von 1973 bis 1985 69 Länderspie­le für Österreich, schoss 34 Tore. Krankl war bei den WM-Endrunden 1978 und 1982 dabei. . . . eine sehr gute Frage. Das soll man nicht. Es bringt nichts. Unser Team 1978 war das Beste. Ich darf das sagen, weil ich dabei war, es meine Meinung ist. Lauter Weltklasse­spieler! Habe ich damit recht? Das werden die von 1954 – Österreich gewann Bronze, a Wahnsinn – auch behaupten. Ich selbst habe das Wunderteam nie, Sindelar nie gesehen. Es wäre falsch, Arnautovic´ mit mir zu vergleiche­n. Er ist kein Mittelstür­mer, wie ich es war. Jede Generation soll ihre eigenen Heroes haben. Das klingt sehr sanftmütig. Zuletzt meinte Arnautovi´c nach dem 2:1 gegen Deutschlan­d, das alte C´ordoba wäre gestorben. Cordoba´ wird nie sterben, weil es ein Fußball-historisch­es Datum für Österreich ist. So darf man nicht reden. Andere Zeiten, andere Kicker, anderes Spiel. Also, vergleiche­n wir bitte nicht Cordoba´ 1978 mit Klagenfurt 2018. Der Vergleich Ronaldo und Messi ist aber zulässig. Wer ist der bessere Spieler? Messi natürlich. Der „kleine liebe Gott“, so nenne ich ihn, spielt viel besser. Ronaldo ist erstklassi­g, aber nur der Zweitbeste. Wenn sich die Argentinie­r z’sammgstrit­ten haben, werden sie vielleicht Weltmeiste­r. Oder die Brasiliane­r, die Spanier – die muss ich nennen, es ist halt eine Herzenssac­he. Und die Deutschen? Wie bitte? Wer in Klagenfurt verliert, wird niemals Weltmeiste­r. Ned bös’ sein. Joachim Löw, ich kenne ihn persönlich, hat einen großen Fehler begangen. Er hat Leroy Sane´ zuhause gelassen. So einen Topspieler. Dazu lassen sich Özil und Gündogan˘ mit dem türkischen Präsident fotografie­ren. Das gibt Probleme, das darf ein Trainer doch nicht akzeptiere­n. Gutes Stichwort, Trainer: Werden Sie noch einmal in diesen Job zurückkehr­en? Nein. Aber wenn ich es mir so überlege, bei drei Vereinen – Barcelona, AC Milan und Manchester United – würde ich überlegen. Aber wahrschein­lich werden die mich nie anrufen.

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