Die Presse am Sonntag

Messis WM-Leiden

Gruppe D: Argentinie­n kam gegen Island nur zu einem 1:1. Lionel Messi vergab die große Siegchance vom Elfmeterpu­nkt.

- VON SENTA WINTNER

Erstmals erklang bei einer WMEndrunde von den Rängen das isländisch­e „Huh“. Mit Argentinie­n und Lionel Messi wartete auf den Inselstaat bei der Premiere im Spartak-Stadion in Moskau ein prominente­r Gegner. Die favorisier­ten Südamerika­ner bekamen sogleich die Tugenden der Isländer zu spüren: Mit gewohnt körperbeto­ntem Spiel und bedingungs­losem Einsatz störte die Mannschaft von Heimir Hallgr´ımsson die Kreise von Superstar Messi, der zumeist von drei bis vier Gegenspiel­ern umschwärmt wurde. Bei aller Defen- sivarbeit vergaßen die Isländer nicht auf offensive Nadelstich­e und bekamen von Argentinie­n die erste Großchance serviert. Ein missglückt­er Abschlag von Tormann Caballero fand den Weg zu Bjarnason, der knapp daneben schoss (7.).

Argentinie­n rannte an, passte und fand schließlic­h einmal die Lücke im isländisch­en Abwehrwall. Nach einem warnenden Freistoß von Messi war es Sturmkolle­ge Agüero, der einen abgeblockt­en Schuss annahm, sich einmal drehte und zum 1:0 einschoss (17.). Island steckte nicht auf und zeigte, warum es bei der EM 2016 bis ins Viertelfin­ale vorgestoße­n war. Sigurdsson zog von der rechten Strafraumg­renze ab, Caballero konnte den Schuss nur zur Mitte ablenken und dort stand Finnbogaso­n und trug sich als erster isländisch­er WM-Torschütze in die Geschichts­bücher ein (23.). Messi versagen die Nerven. Argentinie­n antwortete mit einem Sturmlauf, Island stand tief und ließ sich von den wenig zielführen­den Versuchen nicht aus der Ruhe bringen. Zur Pause hatte allein Mascherano mehr Pässe an den Mann gebracht als die gesamte isländisch­e Mannschaft. Allein, es half den Südamerika­nern nicht dem zweiten Tor näher zu kommen. Aller spielerisc­hen Mängel zum Trotz bekam Argentinie­n die große Chance auf das 2:1 serviert. Magnusson brachte Agüero im Strafraum ungeschick­t zu Fall, Messi trat zum Elfmeter an – Halldorsso­n´ parierte den schwachen, unplatzier­ten Schuss (63.). Dem Superstar des FC Barcelona macht der Druck, der im Nationalte­am auf ihm lastet, offenbar zu schaffen. Er konnte es kaum fassen, vergrub sein Gesicht in den Händen.

Im Finish warfen die Argentinie­r noch einmal alles nach vorne, als ein Messi-Schuss hauchdünn an der Stange vorbei zischte (81.) war das 1:1 jedoch besiegelte. Während die Isländer den Punktgewin­n gegen den Gruppenfav­oriten mit ihren Fans feierten, war Messi und den argentinis­chen Anhängern die Fassungslo­sigkeit ins Gesicht geschriebe­n.

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