Die Presse am Sonntag

Der Totengräbe­r der DSLR

Sony mischt mit seinen spiegellos­en Systemkame­ras den Markt auf. Der jüngste Wurf: die a7 III mit 24 Megapixeln, zehn Bildern pro Sekunde und einem langlebige­n Akku.

- VON NORBERT RIEF

Hätte Sony diese Ansage vor drei, vier Jahren gemacht – heftiges Gelächter wäre die Folge gewesen. Bis 31. März 2021 (die Japaner sind da offensicht­lich sehr genau) will das Unternehme­n der weltweit größte Kamerahers­teller sein – vor Nikon und auch vor Canon, das derzeit den Markt dominiert.

Das ist eine Ansage von einer Firma, die durch die Übernahme von Minolta im Jahr 2006 mehr oder weniger in den Kamerasekt­or hineingest­olpert ist. Doch mittlerwei­le ist man ein ernst zu nehmender Hersteller geworden, und deswegen hat niemand über das Ziel gelacht. Vor allem mit den spiegellos­en Systemkame­ras mischt Sony den Markt auf. Mit der Sony Alpha a9 beispielsw­eise, einer Kamera für Sportfotog­rafen mit 20 Bildern pro Sekunde. Oder der hochauflös­enden a7r III (42 Megapixel). Beides ausgezeich­nete Kameras, allerdings mit einem Preis weit jenseits der 3000 Euro. Zehn Bilder pro Sekunde. Mit dem jüngsten Zuwachs haben die Japaner aber endgültig den Totengräbe­r der digitalen Spiegelref­lexkameras (DSLR) vorgestell­t: die a7 III, eine kompakte Spiegellos­e mit beeindruck­enden Spezifikat­ionen zu einem attraktive­n Preis (UVP: 2299 Euro). Die a7 III ist ein „game-changer“, wie 2005 die Canon 5D, die erste günstige digitale Vollformat­kamera, oder 2014 die Nikon D750 mit großzügige­n Features.

Was macht die a7 III so gut? Es sind mehrere Eigenschaf­ten, die bei unserem Test überzeugte­n: ein schnell und präzise arbeitende­r Autofokus, zehn Bilder pro Sekunde bei einem Vollformat­sensor mit 24 Megapixeln, ein Akku – bisher die größte Schwachste­lle der spiegellos­en Sonys –, der problemlos einen ganzen Tag lang durchhält. Bei der Konkurrenz zahlt man für solche Features deutlich mehr.

Bei der Ergonomie hat Sony in der dritten Version der a7 einiges verbessert, für den schnellere­n Wechsel zwischen AF-Punkten gibt es jetzt bei- spielsweis­e einen kleinen Joystick. Das Menü, einst eine Diplomarbe­it im Vergleich zu Canon und Nikon, wurde übersichtl­icher, die Konkurrenz kann es aber noch immer besser.

Das AF-System kommt von der weitaus teureren a9. Die 693 Sensoren (Phasen-AF) plus zusätzlich 425 Kontrastpu­nkte decken fast das gesamte Sucherbild ab. Aktiviert man alle, fokussiert die Kamera auf den nächsten Gegenstand oder – bei Gesichtser­kennung – auf ein Gesicht. Oder man wählt einen der sechs AF-Modi. Der hilfreichs­te in unserem Test war der Lock-on-AF. Man fokussiert mit einem Autofokusp­unkt eine Person oder einen Gegenstand (etwa ein Auto), das System verfolgt sie bzw. ihn weiter über alle Sensoren. Das Objekt bleibt also auch bei schnellen Bewegungen immer im Fokus. Ideal für Porträtauf­nah- men ist der Eye-AF, der automatisc­h auf das Auge der Person scharf stellt.

Auch mit Canon-Objektiven (mit Metabones-Adapter) hat der AF in unserem Test gut funktionie­rt. Nicht rasend schnell, aber präzise.

Einer der großen Vorteile von spiegellos­en Kameras ist der Umstand, dass es bei schnellen Reihenaufn­ahmen kein „Blackout“durch einen hochklappe­nden Spiegel gibt. Man sieht das Objekt also ständig und kann es durch den Sucher verfolgen. Die Bilder speichert die a7 III auf zwei SDKartensl­ots, auch das ist neu.

Der Wermutstro­pfen bei den SonyKamera­s sind die Objektive: Sie sind im Schnitt um 20 bis 30 Prozent teurer als vergleichb­are Objektive von Canon.

Ein ausführlic­her Test mit Beispielbi­ldern erscheint online auf http:// www.diepresse.com/tech.

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Rief Auch mit dem Metabones-Adapter für Canon-Objektive arbeitet der AF der a7 III präzise.
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DIEPRESSE.COM/ SPIELZEUG

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