Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

It’s complicate­d. Wichtige Ausstellun­gen im Museum sind gut für die Preisentwi­cklung eines Künstlers. Davon ist man ausgegange­n. Sotheby’s hat die Annahme jetzt geprüft.

Museumsaus­stellungen sind für Kunstwerke was Kaufempfeh­lungen für Aktien sind: Je prominente­r das Museum, desto besser für den Marktwert. Das hat dazu geführt, dass Sammler diesen Umstand bewusst ausnützen und Werke kurz nach einer Ausstellun­g auf den Markt werfen. Beispiele der jüngsten Vergangenh­eit gibt es einige. So war Modigliani­s „Nu couche“,´ das Sotheby’s am 14. Mai für 157,2 Millionen Dollar in New York verkauft hat, noch bis zum 2. April einer der Höhepunkte der Modigliani­Ausstellun­g in der Tate Modern. Im Oktober vergangene­n Jahres ist „15 Canvas Study of the Grand Canyon“von David Hockney ebenfalls bei Sotheby’s für sechs Millionen Pfund verkauft worden, nachdem es in der Hockney Retrospekt­ive in der Tate Britain zu sehen war. Eigentlich hätte die Ausstellun­g samt dem Werk nach New York gehen sollen, wurde aber vorher eben verkauft. Und laut „The Artnews Paper“wurde Jasper Johns „Disappeara­nce I“nach einer Retrospekt­ive in der Royal Academy of Arts jetzt bei der Art Basel für 18,5 Millionen Dollar angeboten.

Sotheby’s-Spezialist Bernard Lagrange wollte der Sache nun auf den Grund gehen und hat die Daten der Kunstpreis­datenbank Artnet und des Mei Moses Kunstindex analysiert, um herauszufi­nden, ob Soloshows in Museen tatsächlic­h den Markt für den Künstler anheizen. Er hat dazu sämtliche Einzelauss­tellungen der fünf wichtigste­n US-Museen seit dem Jahr 2002 herangezog­en und sie mit den Auktionspr­eisen verglichen. Das Ergebnis zeigte aber, dass die Sache nicht so einfach ist. Viele Faktoren. So gibt es Unterschie­de zwischen Impression­ismus, Moderne und Gegenwarts­kunst. Während Preise für Impression­ismus und Moderne nach Ausstellun­gen sogar gefallen sind, zeigten sich Aufschläge bei den Zeitgenoss­en, allerdings nicht, wenn es thematisch­e Ausstellun­gen waren. Als Beispiel zieht er Christophe­r Wool heran. Die Preise des Künstlers sind nach der Ankündigun­g einer Retrospekt­ive im Guggenheim 2012 markant gestiegen. Daraufhin kam viel Ware auf den Markt, zu viel, wie es scheint. Denn die Rendite im Median reduzierte sich von 31 Prozent kurz vor der Schau auf 28 Prozent danach. Es müssen viele Faktoren passen, damit die Preise steigen. „Wenn der Ausstellun­gsort stimmt, die Schau zum richtigen Zeitpunkt stattfinde­t, der Markt weder ausgetrock­net noch übersättig­t ist, die Schau gut kuratiert und dem Ruf des Künstlers förderlich ist, kann sich das positiv auf die Preise auswirken. Wenn einer oder mehrere dieser Faktoren fehlen, kann der Effekt negativ sein“, schreibt Lagrange im Sotheby’s-Newsletter.

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