Die Presse am Sonntag

Asylgipfel: Warnungen vor Zerfallen der EU

Asylgipfel. Van der Bellen warnt vor unbedachte­n Konsequenz­en für kleine Staaten wie Österreich, Orb´an lobt Österreich als Verbündete­n.

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Brüssel/Wien. Vor dem Brüsseler Flüchtling­spolitik-Spitzentre­ffen heute, Sonntag, haben führende Politiker vor einem Zerbrechen der EU durch den Asylstreit gewarnt. „Handelt jeder Mitgliedst­aat nur nach eigenen Interessen, wird die Gemeinscha­ft auseinande­rbrechen“, sagte EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani. Auch Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen warnt vor Konsequenz­en eines Zerfalls: „Insbesonde­re kleine Staaten wie Österreich tun gut daran, das wohl zu überlegen.“

Das Sondertref­fen heute, Sonntag, in Brüssel gilt als entscheide­nder Termin, um zu gemeinsame­n Lösungen in der Flüchtling­spolitik zu kommen. Der EU-Kommission zufolge nehmen mindestens 16 Staaten teil, Österreich wird durch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) repräsenti­ert. Der Gipfel war auf Wunsch Deutschlan­ds zustande gekommen.

Kanzlerin Angela Merkel ( CDU) will mit den europäisch­en Partnern einen schärferen Kurs gegen die illegale Migration fahren. Sie steht zu Hause unter immensem Druck der CSU. Erreicht Merkel keine bilaterale­n Abkommen, um Migranten an den Grenzen zurückweis­en zu können, wenn sie bereits in einem dieser Länder registrier­t wurden, will Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) Flüchtling­e im nationalen Alleingang zurückschi­cken lassen.

Wie Deutschlan­d drängt auch Frankreich auf eine europäisch­e Lösung zur Lastenvert­eilung in der Flüchtling­skrise – und auch Frankreich erwartet beim Treffen am Sonntag und beim EU-Gipfel kommende Woche schwierige Beratungen. „Momentan sind die Positionen weit von einander entfernt“, sagte Regierungs­sprecher Benjamin Griveaux am Samstag.

Griveaux kritisiert­e insbesonde­re die „Boykotthal­tung“der Visegrad-´Vier (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei). Bundeskanz­ler Kurz hatte am Donnerstag an einem Treffen der Regierungs­chefs der Visegrad-´Vier teilgenomm­en.

Dabei hatte Einigkeit geherrscht, dass „Europa in der Lage sein muss, seine Grenzen zu schützen und die Sicherheit seiner Bürger zu garantiere­n“. Ungarns Premier, Viktor Orban,´ lobte Italien und Österreich als Verbündete der Visegrad-´Staaten bei einer Verschärfu­ng der Migrations­politik.

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