Wiener Welterbe-Aktionismus
In Bahrain tagt ab heute die Unesco, sie hat die Causa Heumarkt plötzlich von der Tagesordnung genommen. Landtagspräsident Woller will die Welterbezone nun »begradigen«.
Wenn eine internationale Kulturmetropole auf die Rote Liste der Unesco gesetzt wird, also die Aberkennung des prestigeträchtigen Prädikats Weltkulturerbe droht, erreicht das die Dimension einer internationalen Blamage. Vor dieser Situation steht Wien, das sich ab heute, Sonntag, in Bahrain diesem Thema stellt – beginnt in dem arabischen Königreich doch die internationale Jahrestagung des Welterbekomitees der Unesco.
Und dort wird es hitzig – nicht nur wegen knapp 40 Grad im Schatten. Denn am Persischen Golf wird entschieden, welches Land wegen schwerer Verstöße auf die Rote Liste gesetzt wird und wem das prestigeträchtige Prädikat Weltkulturerbe aberkannt wird. Seit Wochen steigt die Spannung in Wien wegen des Hochhausprojektes eines Immobilieninvestors am Heumarkt, das bereits die Wiener Grünen zerrieben hat. Schließlich hat die Unesco das Projekt, das von der grünen Führung gegen den Willen ihrer Basis durchgeboxt werden soll, als unvereinbar mit dem Welterbe des historisches Wiener Zentrums befunden. Deshalb wurde Wien bei der Unesco-Tagung im Vorjahr auf die Rote Liste gesetzt.
Verliert Wien dieser Tage das Welterbe? „Die Rote Liste ist kein Ausschluss, sondern eine Gelbe Karte“, sagt Wiens neuer Landtagspräsident, Ernst Woller (SPÖ), im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“und nimmt Anleihe an der Fußball-WM: „Man bekommt sie für ein Foul. Wenn man danach einsichtig ist, passiert nichts.“ Überraschung vor der Tagung. Was das heißt? Bürgermeister Michael Ludwig hat der Causa intern oberste Priorität eingeräumt, in seinem Auftrag verhandelt der Wiener Landtagspräsident hinter den Kulissen mit der Unesco, um die Aberkennung des Welterbetitels noch zu verhindern. Kurz vor der Konferenz in Bahrain die Überraschung: Wien wurde von der Tagesordnung genommen, eine Aberkennung des Weltkulturerbes ist bei dieser Unesco-Jahrestagung vom Tisch, so Woller.
Vorausgegangen waren Verhandlungen in Paris mit der zuständigen Unesco-Europabeauftragten, vereinbart wurde ein mehrstufiger Maßnahmenplan: Eine dreiköpfige Unesco-Expertengruppe sah sich die Situation in Wien vor Ort an. „Hier konnten wir zeigen, dass eher die jetzige Situation mit teils heruntergekommenen Bereichen dem Welterbe mehr schadet als das geplante Projekt“, so Woller. Dazu erarbeitet Wien (innerhalb eines Jahres) einen sogenannten Managementplan: