Let’s make money
INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
In Wochen wie diesen kann einem die Lust am Börsengeschehen vergehen. Und wer nicht über die Erfahrung verfügt, dass Aktienhandel nun einmal keine Einbahnstraße ist, sondern stets mit Gegenbewegungen zu rechnen ist, der könnte im Moment in der Tat den Mut verlieren.
Gerade die abgelaufene Woche brachte einen Verlusttag um den anderen. Auf Ein-Monats-Sicht führte das dazu, dass etwa der EuroStoxx 50 mit mehr als vier Prozent im Minus liegt, der deutsche DAX mit viereinhalb. Und der US-amerikanische Dow Jones drehte am Freitag zwar leicht ins Plus, hatte aber davor acht Minustage in Folge aufgewiesen, womit auf Monatssicht ein Minus von einem Prozent steht.
Waren Negativnachrichten längere Zeit auffällig ignoriert worden, so werden sie im Moment anscheinend etwas empfindlicher aufgenommen. Allen voran natürlich der von den USA ausgehende Handelskonflikt mit China und nun auch mit der EU. Am Freitag erwischte es wieder die Autowerte, nachdem US-Präsident Donald Trump mit einem NachmittagsTweet die Drohung neuer Importzölle auf europäische Autos wiederholte. Immerhin erholten sich Europas Börsen nach dem ersten nervösen Zucker rasch.
Man muss dem Markt zugutehalten, dass er angesichts von Trumps Überraschungsäußerungen und -aktionen immerhin keine überzogene Panik aufkommen ließ. Vielleicht ordnet er doch recht realistisch ein, dass zumindest das bisher beschlossene Protektionismusausmaß relativ bescheiden ist und die neuen Zölle, gemessen an der Größe der US-amerikanischen und der globalen Wirtschaft, keine großen Auswirkungen haben werden.
Anleger müssen sich derzeit an viel Neues gewöhnen. Besonders natürlich daran, dass der jetzige Konjunkturzyklus seinen Gipfel überschritten hat und dem Ende zusteuert. Und dass Volatilität in dieser Phase normal ist und nun eben dadurch verstärkt wird, dass die Notenbanken sich aus ihrer ultralockeren Geldpolitik herausarbeiten.
Wann das Ende des Zyklus da sein wird, bleibt umstritten (Lesen Sie dazu morgen in der „Presse“das aufschlussreiche Interview mit Joachim Fels, dem Chefökonomen der US-Investmentgesellschaft Pimco). Faktum ist, dass die Konjunktur vorerst noch blendend läuft und etwa in den USA durch fiskalpolitische Anreize weiter angeheizt wird, was dann auch die Börsenvolatilität in Grenzen halten dürfte.
Dies in Kombination mit positiven Gewinnaussichten sollte stärker wiegen als der politische Lärm, meint die Bank Barclays. JP Morgan rechnet für die zweite Jahreshälfte „mit potenziell Halbleiter haben Konjunktur. Mit ihnen auch die US-amerikanische Micron Technology, einer der größten Branchenkonzerne der Welt. höheren Anlageerträgen“. Beide Banken sind sich einig, dass sich der Ausblick für die Finanzwerte verbessert hat, wobei Barclays rät, sich den europäischen – und den überverkauften italienischen – Sektor anzusehen, da er sich heuer am schlechtesten von allen Sektoren entwickelt habe. Und JP Morgan rät zu Aktien von Halbleiterproduzenten, weil sich der Einsatz neuer Technologie beschleunigen und die Nachfrage stark steigen werde.
In der Tat ist die Halbleiterindustrie nach einigen schwächeren Jahren wieder zurück. Ein Unternehmen, das vom Trend profitiert, ist die US-amerikanische Micron Technology (ISIN: US5951121038), die nach einem neuen Hoch im Mai etwas korrigiert hat. Der Quartalsbericht fiel wie erwartet gut aus, sodass Rosenblatt Securities seine Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel von 115 auf 120 Dollar angehoben hat. Das wäre eine Kursverdoppelung. Der Konzern, der einen Free Cash Flow von jährlich zehn Mrd. Dollar generiert und ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von zehn Mrd. Dollar aufgelegt hat, agiert laut Rosenblatt „nahezu geräuschlos in einem Halbleitermarkt, der sich in Richtung einer oligopolistischen Struktur verändere“.
Gefallen bei Experten findet derzeit der deutsche Pharmakonzern Bayer (ISIN: DE000BAY0017), der die Finanzierung der Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto durch weitere Milliardenanleihen abgeschlossen hat. Die Aktie steht vor einer Neubewertung, ist aber noch nicht angesprungen. Die jüngsten Analystenempfehlungen sehen für das Papier, das 99 Euro kostet, ein Potenzial zwischen 13 und 40 Prozent.
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