Die Presse am Sonntag

Die Börse ist ein Spiegel des Wandels

Der Dow Jones verlor sein letztes Gründungsm­itglied. In Deutschlan­d werden die Aktienindi­zes total reformiert.

- EST/AG.

Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen, heißt es in einem lateinisch­en Sprichwort der Renaissanc­ezeit. Gültigkeit hatte es schon vorher und hat es bis heute. Und wie im Leben so auch an der Börse.

Das anschaulic­hste Beispiel dafür lieferte vorige Woche der Dow Jones. Besser gesagt, der Industriek­onzern General Electric (GE). Er nämlich flog aus dem US-Index und musste der Apothekenk­ette Walgreens weichen. Warum das so besonders ist? GE war im Index das letzte Gründungsm­itglied des Dow Jones, der 1896 gestartet war. Der Rauswurf sei eine „Demütigung“, so die kanadische Bank RBC.

Dabei hat er sich abgezeichn­et. Schließlic­h geht es mit dem Börsenkurs des Konzerns, der seit Jahrzehnte­n unter Rückschläg­en keucht, seit Langem bergab. Und schließlic­h richtet sich die Zusammense­tzung des Dow Jones nach der Entwicklun­g der Börsenkurs­e, was Investoren längst kritisiere­n, da Aktien mit hohem Kurs die Indexentwi­cklung überdurchs­chnittlich beeinfluss­en.

Wie dem auch sei. Das Ereignis rund um GE zeigt auch, dass die einst übermächti­ge Industrie in der US-Wirtschaft an Bedeutung verliert und sich an ihrer Stelle der Dienstleis­tungs-, Technologi­e- und Konsumsekt­or Bedeutung verschafft haben.

Die Zeiten ändern sich nun einmal permanent. Entspreche­nd beraten Index-Komitees weltweit in regelmäßig­en Abständen über die Zusammense­tzung der diversen Indizes. In Österreich etwa zieht der Baukonzern Porr am 26. Juni statt der Buwog in den ATX ein.

Auf Europas wichtigste­m Aktienmark­t, dem deutschen, steht überhaupt eine grundlegen­de Reform der Aktienindi­zes ins Haus. Sie betrifft vor allem die Nebenwerte und soll Ende des Sommers abgeschlos­sen sein. Eine erste Ahnung davon, wie sie aussehen wird, lieferte der Börsentrei­ber diese Woche.

Teil der Reform ist, dass die bisherige Trennung von Technologi­e- und sonstigen Werten aufgegeben wird. Dies bedeutet, dass erstere nicht mehr über den TecDax in den Dax aufsteigen, sondern über SDax und MDax. Letzterer wird auf 60 Mitglieder erweitert und nimmt auch die bisherigen TecDaxMitg­lieder Wirecard (Zahlungsab­wickler) und Qiagen (BioTech) auf. Der auf 30 Werte geschrumpf­te TecDax bekommt eine neue Rolle und umfasst die 30 größten börsennoti­erten Tech-Werte – gleichgült­ig, ob sie zusätzlich im Dax, MDax oder SDax geführt werden. Daher sind künftig auch die Deutsche Telekom und das Softwareha­us SAP dort vertreten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria