Die Presse am Sonntag

Die kopflosen Helden der »Nati«

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Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri, die beiden Schweizer Nationalsp­ieler mit kosovarisc­hen Wurzeln, feierten ihre Tore gegen Serbien mit dem provokante­n „Doppeladle­r“. Eigentlich ist die sportliche Leistung der beiden Schweizer Söhne kosovarisc­her Einwandere­r die große Story des WM-Abends gewesen. Denn mit ihren Toren beim 2:1 gegen Serbien schossen Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri ihr Team in Richtung Achtelfina­le. Doch mit ihrem Torjubel taten sich die vermeintli­chen Helden keinen Gefallen.

Die Schweiz lag früh mit 0:1 in Rückstand. Dann kam Xhaka angerausch­t und sorgte mit einem Weitschuss für den Ausgleich (52.). Es folgte der erste zweier Torjubel, die nun Auslöser vieler Diskussion­en sind. Xhaka formte mit den Händen einen doppelköpf­igen Adler, der auf der Flagge Albaniens zu sehen ist – eine nationalis­tische Geste, die vor allem von den Serben als Provokatio­n angesehen wird.

Xhaka, dessen Vater in den 1980erJahr­en nach Protesten im Kosovo gegen die Zentralreg­ierung drei Jahre in einem serbischen Gefängnis saß, verteidigt­e seine Handbewegu­ng nach dem Spiel. „Für mich war es ein ganz spezielles Spiel“, sagte der 25-jährige Arsenal-Profi. „Tausende Leute, Familie aus der Schweiz, aus Albanien, aus dem Kosovo haben zugesehen. Dieser Sieg war für meine Familie. Der Jubel war keine Message an den Gegner.“

Zu allem Überfluss tat es ihm Kollege Shaqiri bei seinem Tor in der Schlussmin­ute gleich. „Ich will nicht darüber reden. Im Fußball sind immer Emotionen“, meinte Shaqiri. Dabei hatte er vor vier Jahren, als das JubelThema im Schweizer Kader besprochen wurde, versichert, in der „Nati“auf den Doppeladle­r zu verzichten.

Anstatt sich also über einen verdienten Erfolg seines Teams zu freuen, musste Teamchef Vladimir Petkovic´ die überflüssi­ge Aktion kommentier­en. „Der ganze Verband, das ganze Land vertritt schon seit Jahren die Meinung, dass wir das nicht brauchen.“

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