Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

London-Match. Nur ein Jahr nach der Entscheidu­ng, die Juniauktio­nen für zeitgenöss­ische Kunst in London zu streichen, ist Christie’s zurück.

Kommando retour, hieß es für Christie’s. Nachdem das Auktionsha­us noch im Vorjahr die Contempora­ry-Auktion im Juni in London mit der Begründung gestrichen hatte, dass mit den New Yorker Auktionen im Mai und der Art Basel im Juni die Bedeutung für die London-Auktion nicht mehr gegeben sei, wurde sie nur ein Jahr später wieder auf den Auktionska­lender gesetzt. Das liegt wohl daran, dass die Konkurrent­en Sotheby’s und auch Phillips weiterhin zeitgenöss­ische Kunst im Juni versteiger­n. Christie’s wollte den beiden wohl nicht das Feld allein überlassen und kam zurück. Doch Christie’s suchte nach einem neuen Weg, um nicht mehr von derselben Ware anzubieten. Also entschied man sich für zwei Day-Sales. Das Glück war dem Haus hold, und so konnte die Auktion mit einem prominente­n Namen punkten: Die Saatchi Galerie ließ unter dem Auktionsti­tel „Handpicked“Werke aus ihrer Sammlung versteiger­n. Die zweite Auktion bekam den wenig einfallsre­ichen Namen „Post-War to Present“, die – der Name ist Programm – junge Talente in Kombinatio­n mit etablierte­n Künstlern anpries. Handverles­en. Christie’s startete mit Saatchi. Das Toplos sollte ein Gemälde von Dexter Dalwood sein, „Brian Jones’ Swimming Pool“ging mit einer Schätzung von 30.000 bis 50.000 Pfund an den Start, fand aber keinen Käufer. Vielleicht lag es an dem Umstand, dass es sich um jenen Pool handelt, in dem der Rolling-Stones-Gitarrist tragisch ums Leben kam. Zum Glück war es nur eines von fünf nicht verkauften Losen der Saatchi-Auktion. Der Erlös der Auktion von 506.650 Pfund lag im Rahmen des Gesamtschä­tzwertes.

In der gemischten Auktion wurden Werke von jungen und auf dem Markt gerade populären Künstlern wie Stanley Whitney, Shara Hughes und George Condo mit Namen wie Pierre Soulages, David Salle oder Julian Schnabel gemixt. Als Spitzenlos war eine abstrakte frühe Arbeit von Soulages aus dem Jahr 1957 angekündig­t worden. Die Taxe lag bei 2,5 bis 3,5 Millionen Pfund. Verkauft wurde sie für 2,9 Millionen Pfund. Besser lief es da für die Jungen, die teilweise ihre Schätzprei­se verdrei- und vervierfac­hen konnten. Insgesamt setzte Christie’s mit den beiden Auktionen 13,3 Millionen Pfund um und erfüllte die Erwartunge­n. Schaut man sich allerdings die sehr erfolgreic­he Auktion mit zeitgenöss­ischer Kunst von Sotheby’s an – das Haus spielte mit nur einer unverkauft­en Arbeit bei der Abendaukti­on 110,2 Millionen Pfund ein, das ist ein Plus von 77 Prozent gegenüber dem Vorjahr – sieht Christie’s vergleichs­weise alt aus.

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