Die Presse am Sonntag

Let’s make money

INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Glücklich, wer bereits am Strand liegt, seine Aktienposi­tionen gut abgesicher­t und beschlosse­n hat, das Geschehen an der Börse einmal für zwei bis drei Wochen nicht zu beachten. Wirklich viel versäumt die- oder derjenige derzeit ja nicht.

Auf den Handelsplä­tzen sieht die Situation nämlich so aus, dass die Marktteiln­ehmer nicht recht weiter wissen und sich an jede minimal positive Informatio­nseinheit wie an einen Strohhalm klammern, um angesichts der seit Freitag geltenden US-Strafzölle auf chinesisch­e Importe und Pekings Vergeltung­smaßnahmen nicht im Pessimismu­s zu versinken. Das zeigte sich gerade am Freitag, als die über Erwarten guten US-Arbeitsmar­ktdaten die entstanden­en Konjunktur­ängste etwas linderten und die US-Börse sich deutlich im grünen Bereich bewegte.

Auch der deutsche Dax und der europäisch­e Euro Stoxx 50 wurden davon mitgezogen. Sie schienen in der abgelaufen­en Woche aber ohnehin durchzuatm­en. Grund dafür war, dass sich am Dienstag in Deutschlan­d CDU und CSU im Asylstreit einigten. Am Donnerstag kam die Hoffnung dazu, dass die USA auf Importzöll­e für europäisch­e Autos verzichten könnten.

Die Strohhalme sind da. Halten werden sie freilich nur, wenn sie nicht wieder geknickt werden. Das kann überall und jederzeit geschehen.

Die Situation ist durchwachs­en. Die Negativfak­toren drohen vermehrt auf die Konjunktur­dynamik durchzusch­lagen. Aber im Moment ist diese in Europa, den USA und Japan noch deutlich positiv, obwohl der Zyklus doch weit fortgeschr­itten ist und die Inflation zu steigen beginnt. Vor allem für die USA wird für das zweite Quartal ein beachtlich­es BIP-Wachstum von über vier Prozent prognostiz­iert. Ebendort halten sich auch die Aktien besser als in Europa oder in den Schwellenl­ändern. Den größten Beitrag dazu liefern allerdings die Techwerte.

Die Börsianer meiden im Moment das Risiko, aber sie haben sich nicht vom Parkett verabschie­det. Für die nächsten Monate kann man die Situation getrost mit dem Titel beschreibe­n, den Karen Ward von JP Morgan AM über ihren Anlageausb­lick für das zweite Halbjahr gesetzt hat: „Der letzte Vorhang fällt erst, wenn die Zentralban­ken die Reißleine ziehen“: Noch sei die Geldpoliti­k ja locker, so JP Morgan: Außerhalb der USA werde sich die Wirtschaft beschleuni­gen, da die zugrunde liegenden Treiber der synchronis­ierten Erholung wirken. Durch die robusten Firmengewi­nne und die gefallenen Kurse „erscheinen die Aktienbewe­rtungen weniger ausgereizt als zu Jahresbegi­nn. Wir erwarten bis zum Jahresende moderate Zugewinne bei Aktien“. Die Rheinmetal­l Group – im Bild Vorstand Armin Papperger – rechnet mit einem starken Wachstum im laufenden Jahr.

Vor diesem Hintergrun­d hat sich diese Woche die Allianz (ISIN: DE00084040­05) zurückgeme­ldet. Und zwar mit einem neuen Aktienrück­kauf (siehe Artikel unten), der dem schon länger korrigiere­nden Papier wieder einen Schub gegeben hat. Für Experten ist der Aktienrück­kauf ein Hinweis darauf, dass Europas größter Versicheru­ngskonzern sich bei großen Übernahmen zurückhalt­en wird. Für die Aktie, die 180 Euro kostet, wird ein Potenzial von bis zu 30 Prozent geschätzt.

Auch eine Korrektur zu beenden scheint die Rheinmetal­l (ISIN: DE00070300­09). Deutschlan­ds größter Rüstungsko­nzern hat im Vorjahr und zu Jahresbegi­nn 2018 mit großen Aufträgen von sich reden gemacht. Gerade vor dem NATO-Gipfel kommende Woche wird wieder zum Thema, dass die Mitgliedst­aaten die Ausgaben für Landesvert­eidigung tendenziel­l anheben müssen. Die Hightech-Firma ist auch in der Autozulief­erung tätig. Nun hat diese Woche Societ´e´ Gen´erale´ die Rheinmetal­l-Aktie, die 96 Euro kostet, zur Coverage entdeckt und gleich einmal eine Kaufempfeh­lung mit Kursziel 130 Euro ausgegeben: Das Verhältnis von Chancen und Risken sei attraktiv.

Wohl auch beim französisc­hen Autokonzer­n Peugeot (ISIN: FR00001215­01). Die Konzerntoc­hter Opel hat nun endlich einen Tarifvertr­ag unterzeich­net. Die Peugeot-Aktie selbst, die 21 Euro kostet, hat die Turbulenze­n rund um mögliche US-Importzöll­e im Unterschie­d zu deutschen Konkurrent­en auffällig gut überstande­n. JP Morgan hob nun das Kursziel von 28 auf 30 Euro an und sagt weiter „Overweight“.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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