Die Presse am Sonntag

Im deutschen Eck

Oder: Warum die Kinder vom Walserberg wissen, wie sich eine Innengrenz­e anfühlt.

- VON FLORIAN ASAMER

Das wiederum dürfte doch gerade denjenigen, die so gerne auf nationale Lösungen setzen, nicht ganz egal sein. Man stelle sich vor, was der deutsche Innenminis­ter Horst Seehofer für einen Zirkus machen würde, wenn man ihm Bayern in der Mitte teilt.

Die Kinder vom Walserberg, also alle, die dies- und jenseits dieser Grenze leben, wissen jedenfalls ein Klagelied davon zu singen. Und erinnern sich vor allem noch, wie das alles war, als es noch die nicht guten alten VorSchenge­n-Grenzkontr­ollen gab. Nur zur Orientieru­ng nicht Ortskundig­er: Ordentlich­e Staus an der österreich­isch-deutschen Grenze reichen unmittelba­r ins Salzburger Stadtgebie­t zurück und legen auch dort alles lahm.

Außerdem ist durch dichte Grenzen zwischen Salzburg und Bayern auch eine wichtige psychologi­sche Größe in Gefahr: Der äußerste Ostzipfel Österreich­s und der äußerste Westgipfel waren immer in einer Tagesreise gut erreichbar. Das verbindet – bei allen Unterschie­den zwischen Ost- und Westösterr­eichern. Doch versuchen Sie einmal mit dem Auto ohne Übernachte­n nur von Wien nach Bregenz zu kommen, wenn sie am kleinen oder großen deutschen Eck schon zwei Stunden verlieren und bei der Einreise in Kufstein noch einmal eine Stunde.

Da ist es übrigens doppelt absurd, wenn nun in Oberösterr­eich auf einer Strecke zwischen Haid und Sattledt Tempo 140 getestet werden soll. Also schon überhaupt absurd, Tempolimit­s zur erhöhen, aber noch absurder, nur um dann früher im Grenzstau zu stehen. Am Walserberg. Im (deutschen) Eck.

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