Dreitägiger Protest gegen Nicaraguas Staatschef
Regierungstruppen erschossen zwei Demonstranten und griffen die Universität an. Der Oppositionsführer wurde festgenommen.
Managua. In Nicaragua steuerte der Protest gegen die Regierung Präsident Daniel Ortegas am Wochenende auf einen neuen Höhepunkt zu. Regierungstruppen eröffneten am Freitag in der Stadt Masaya das Feuer auf Demonstranten, die Barrikaden gegen einen Festzug des Präsidenten errichtet hatten. Es sind die jüngsten Opfer des seit April schwelenden Konflikts, bei dem bereits mindestens 270 Menschen getötet wurden, manche Quellen sprechen von 350.
Der Präsident und seine Anhänger hatten am Freitag mit einem Festzug ausgerechnet ihres eigenen Rebellenkampfes gegen den damaligen Diktator Anastasio Somoza 1979 gedacht. Die Prozession führte in Erinnerung an den damaligen „Rückzug“von Managua nach Masaya. Ebendort hatten Demonstranten nun Barrikaden aufgebaut, um Ortega am Passieren zu hindern. Regierungstruppen eröffneten das Feuer und töteten zwei Menschen.
Ebenfalls am Freitag griffen Streitkräfte die Nationale Autonome Universität Nicaragua in der Hauptstadt Managua an, wo sich seit Beginn der Auseinandersetzungen Studenten ver- schanzt haben. Tags zuvor waren bei Zusammenstößen vier Polizisten und ein Demonstrant getötet worden. Die Polizei nahm daraufhin Oppositionsführer Medardo Mairena fest und warf ihm vor ein, „Terrorist“zu sein, der den „Angriff“auf die getöteten Polizisten und den Demonstranten „organisiert“und „befohlen“habe. Die Opposition bezeichnete Mairenas Festnahme als Einschüchterungsversuch.
Unterdessen blieben in Nicaragua zahlreiche Banken, Märkte, Tankstellen und Schulen geschlossen, nachdem die Opposition für Freitag zu einem 24-stündigen Generalstreik aufgerufen hatte. Die Arbeitsniederlegungen waren Teil einer dreitägigen Protestaktion, die mit einer großen Demonstration am Donnerstag begann und am Samstag mit einem Autokorso durch die Hauptstadt enden sollte.
Zum Streik hatte die oppositionelle Bürgerliche Allianz für Recht und Demokratie aufgerufen. Sie fordert Neuwahlen bzw. den Rücktritt Ortegas und seiner Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo, denen Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen werden.