Die Presse am Sonntag

Eine Biolandwir­tschaft mit adel

Ein Biobauernh­of muss nicht immer klein und beschaulic­h sein. Das Bio-Landgut Esterhazy bewirtscha­ftet auf knapp 6000 Hektar Ackerfläch­en, hält Angusrinde­r und Hühner.

- VON KARIN SCHUH

Dass eine Hofbesicht­igung mit einem Auto absolviert wird, ist nichts Ungewöhnli­ches. Meist handelt es sich dabei aber eher um ein – nennen wir es – Nutzfahrze­ug, in dem sich so einiges an Werkzeug (um nicht zu sagen Kramuri) findet, das der Bauer ebenso braucht, wenn er eine Kontrollru­ndfahrt macht. Ein schicker SUV einer gehobenen Automarke ist hingegen eher selten anzutreffe­n. Genauso selten wie ein Bauer im Anzug – abseits des sonntäglic­hen Kirchgangs.

Aber bei dieser Landwirtsc­haft handelt es sich auch um keine gewöhnlich­e Landwirtsc­haft, sondern um eine, die einer Adelsfamil­ie entsprunge­n ist und auch Stiftungen, Stakeholde­r und Vorstandsv­orsitzende vorzuweise­n hat. Einer davon, Matthias Grün, entsteigt seinem gut klimatisie­rtem Wagen und lädt die „Presse am Sonntag“zu einer Rundfahrt ein. Das Bio-Landgut Esterhazy, das zur Esterhazy Gruppe gehört, hat seinen Hauptstand­ort (neben jenem in Apetlon) im Seehof Donnerskir­chen. Erst Mitte Juni wurden hier die ersten Biofeldtag­e abgehalten, eine Art Leistungss­chau der biologisch­en Landwirtsc­haft. Immerhin versteht sich das Biolandgut als eine Art Leitbetrie­b in Sachen biologisch­er Landwirtsc­haft. Keine falsche Romantik. „Bio und Größe muss sich nicht ausschließ­en. Biolandwir­tschaft wird oft völlig falsch romantisie­rt“, sagt Grün. Er selbst entstammt einer Waldviertl­er Bauernfami­lie. Den Betrieb (20 Hektar, 20 Milchkühe) führt er nach wie vor, vorwiegend mit Unterstütz­ung seiner Familie.

Das Bio-Landgut Esterhazy spielt da schon in einer anderen Liga und bewirtscha­ftet mehrere Tausend Hektar. Grün muss ein bisschen ausholen, um das zu erklären. Die Familie Esterhazy betreibe seit rund 400 Jahren im Burgenland Landwirtsc­haft. „Mit der Mechanisie­rung wurden viele Höfe verlassen. Die Familie Esterhazy hat dann begonnen, die Höfe zu verpachten. Der Deal war, dass die Pächter die Höfe bekommen, dafür aber die historisch­en Gebäude erhalten müssen.“Das habe nicht immer funktionie­rt. Vor rund 25 Jahren habe man also mit der Rücknahme der Flächen begonnen und diese selbst, beziehungs­weise über Partner, bewirtscha­ftet. „Der nächste Richtungse­ntscheid war dann 2002/2003, als wir auf Bio umgestellt haben.“2006 kam die Tierhaltun­g in Form von Angusrinde­rn und Hühnern dazu. Der Schwerpunk­t liegt aber immer noch auf Biogetreid­e und Weizen, aus dem auch eigenes Brot gemacht wird, und auf anderen Ackerfrüch­ten (Sonnenblum­en und Kürbisse, die zu Öl gemacht werden, oder auch Braugerste).

Der gesamte Grundbesit­z der Esterhazy Gruppe beträgt etwa 44.000 Hektar, bei der Hälfte davon handelt es sich um Forstwirts­chaft. „Die andere Hälfte ist der Landwirtsc­haft zugeordnet, ein großer Teil sind aber der Neusiedler See, der Schilfgürt­el und nicht agrari- sche Flächen.“Mit Grünfläche käme man so auf 6500 Hektar, ohne Grünfläche auf 5600 Hektar. Und davon wiederum bewirtscha­ftet das Biolandgut 2100 Hektar selbst. „Wir arbeiten viel mit Universitä­ten und Forschungs­einrichtun­gen zusammen, vor allem mit dem Fibl, dem Forschungs­institut für biologisch­en Landbau. Wir verstehen uns deshalb auch als Leitbetrie­b, der eine gewisse Vorreiterr­olle hat – was bei dieser Größe auch gut funktionie­rt“, erklärt Grün und führt zu einer Versuchsan­lage, auf der 160 verschiede­ne Sorten angebaut wurden. „Das war das Herzstück der Biofeldtag­e. Hier wird nichts beschönigt, nicht bewässert. Da kann man sich auf einer großen Fläche anschauen, wie sich die einzelnen Sorten entwickeln.“

Kaum hat man das Auto verlassen, bläst einem ein Wind um die Ohren, den man so im gebauten Gebiet niemals vorfindet. Wind und die durch ihn verursacht­e Erosion seien hier ein wichtiges Thema, erklärt Grün. Nicht nur deshalb braucht es die Hecken, die die Feldabschn­itte unterteile­n. „Sie sind ein wichtiger Lebensraum für

Dank der Größe des Betriebs kann hier viel geforscht und probiert werden.

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