Die Presse am Sonntag

Showdown der Marathon-Männer

24 STUNDEN AKTUELLE NACHRICHTE­N AUF Wimbledon: Finalduell Novak Djokovi´c gegen Kevin Anderson.

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London. Die diesjährig­en WimbledonF­inalisten wurden in den zwei längsten Halbfinal-Partien in der Geschichte des Rasen-Grand-Slams ermittelt. Kevin Anderson hatte 6:36 Stunden benötigt, um John Isner niederzuri­ngen, Novak Djokovic´ danach immerhin noch 5:14 Stunden für seinen 6:4, 3:6, 7:6 (9), 3:6, 10:8-Erfolg über Rafael Nadal. Heute spielen die beiden Marathon-Männer im All England Club um den Titel (15 Uhr, live Sky).

Weil das erste Halbfinale zum Krimi wurde und weil aus Rücksicht auf die Anwohner in Wimbledon nur bis 23 Uhr gespielt werden darf, brachte das Duell von Djokovic´ und Nadal am Freitag noch keinen Sieger. Doch auch die Fortsetzun­g am Samstag bot ein hochklassi­ges Spektakel, vor allem im fünften Satz. Nadal, der stets zum Ausgleich servieren musste, hatte den ersten Matchball noch mit einem Stoppball abgewehrt, beim zweiten allerdings landete die Vorhand des Weltrangli­stenersten aus Spanien im Aus.

Djokovic´ meldete sich mit dem Finaleinzu­g eindrucksv­oll zurück. Nach einer Verletzung­spause (Ellbogenop­eration) und einer Schaffensk­rise serviert der 31-jährige Serbe (ATP 21) nun auf seinem ersten Grand-Slam-Titel seit den French Open 2016, den 13. insgesamt. „Mir gehen die vergangene­n 15 Monate durch den Kopf und alles, was ich durchgemac­ht habe, um wieder hier zu sein. Ich bin überwältig­t“, erklärte die ehemalige Nummer eins. „Ich habe zwar daran geglaubt, aber bis zum letzten Schlag war ich mir nicht sicher, ob ich gewinnen werde. Das sind die Matches, für die man lebt, für die man arbeitet.“ Anderson fordert Tiebreak. Finalgegne­r Anderson konnte sich vor dem Endspiel zwar länger erholen, hat im Halbfinale aber überhaupt das zweitlängs­te Match der Wimbledon-Geschichte absolviert. Der Südafrikan­er forderte daraufhin ein Tiebreak im fünften Satz. Die aktuelle Regelung, so lang weiterzuma­chen, bis ein Spieler zwei Games Vorsprung habe, sei nicht mehr zeitgemäß. „Ich sehe den Mehrwert dadurch nicht. Solche Matches sind sehr ermüdend. Ich denke, es würde die Gesundheit der Spieler schützen“, meinte der 32-Jährige.

Der Weltrangli­stenachte hatte Isner mit 26:24 im fünften Satz niedergeru­ngen. Auch der unterlegen­e USAmerikan­er war dafür, die Regeln zu ändern: „Ich denke, das ist längst überfällig. Ich weiß nicht, wie ich durch dieses Match gekommen bin. Es ging weit über normales Tennis hinaus.“Der Vorschlag der beiden: ein Tiebreak bei 12:12. Die US Open sind derzeit das einzige Major-Turnier, bei dem im fünften Satz ein Tiebreak entscheide­t.

Um für das heutige Endspiel wieder zu Kräften zu kommen, hat Anderson seine gewohnte Regenerati­on geändert. Er strampelte doppelt so lang auf dem Fahrrad, dann ging es in die Eistonne. Anders als sonst aß er schon vor dem Dehnen. „Meine Füße schmerzen, sie sind geschwolle­n. Meine Beine fühlen sich ziemlich wie Wackelpudd­ing an. Ich muss sehen, wie mein Körper reagiert.“

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Reuters Novak Djokovi´c ist wieder zurück.

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