Blattlinie
NACHRICHTEN AUS DER REDAKTIONSKONFERENZ
Warum Wälder die neuen Schrebergärten sind. Oder das neue Betongold.
Trend, Boom, Hype . . . als Journalist versucht man lieber ohne sprachliche Neonfarben auszukommen. Was nichts daran ändert, dass sich ein Gutteil der Arbeit genau darum dreht. Also darum, Dingen, die in der Luft liegen, eine Gestalt zu geben. Im Fall unseres Covers war es so: Karin Schuh kannte mehrere Menschen, die sich einen kleinen Wald gekauft haben, woraus sich die Frage ergab: Zufall? Das interne Darüberreden machte rasch klar: Eher nicht. Denn in der Konferenz hatte fast jede/r etwas dazu zu sagen. Die Recherche zeigte dann, warum: Die „hoffremden Waldbesitzer“– so lautet, wie Schuh schreibt, der Fachbegriff für den typischen Wiener, der ein Stück Wald erbt oder kauft, in der Stadt lebt und in der Regel keine Ahnung von Forstwirtschaft hat – werden mehr. Die Städter entdecken den Wald, und zwar nicht im übertragenen Sinn, wie das BaumBücher und „Waldness“-Tourismus schon länger nahelegen, sondern konkret: als eigenen Garten oder auch als Investition, quasi als grüne Variante des Betongolds. Wenn Sie möchten, können Sie das gern Trend nennen.
Über einen solchen hat auch Karl Gaulhofer geschrieben bzw. darüber, dass es nicht tragisch ist, wenn ein Zeitgeist-Vokabel an einem vorbeirauscht, wie etwa das Darknet. Denn dessen Zeit ist schon wieder vorbei. Gaulhofer erklärt, was den OnlineSchwarzmarkt ersetzt. Und auch Politik und Sport liefern Trendanalysen: Thomas Prior und Anna Thalhammer haben sich zwei innenpolitische Versuchslabors angesehen – Rot-Blau im Burgenland und Schwarz-Blau in Oberösterreich. Und Josef Ebner analysiert die neue Bundesliga. Zum Ausgleich gibt es im Blatt hochaktuell Zeitloses: Wilhelm Sinkovicz über die Zauberflöte in Salzburg und AnnaMaria Wallner hat Modekritikerin Brigitte R. Winkler interviewt – eine Frau, deren Geschäft Trends sind, ohne dass ihre Sprache es verrät.