Berliner Art Week: Volksfest der Kunst
Zeitgenössische kunst. Berlin feiert diese Woche die Kunst. Zwei Messen, 15 Museen, zahllose Galerien, Projekträume und Sammlungen umwerben die Besucher. Mit dabei auch viele österreichische Galerien.
Berlin ist zwar hip und bei Künstlern beliebt, aber wenn es um den kommerziellen Kunstmarkt geht, hat sich Berlin immer schwergetan. Da sind andere Städte, wie München, Hamburg, Düsseldorf oder Köln, besser bedient, weil sie eine wohlhabende Bürgerschaft haben. Doch zumindest für ein paar Tage erweckt Berlin den Anschein, als wäre es der Nabel der Kunstwelt. Denn zur Art Week, die diese Woche läuft, kommen auch internationale Sammler. Und einen Vorteil hat Berlin gegenüber Konkurrenten: Die Stadt hat viele junge Künstler. Aus ABC wird Art Berlin. Das eigentlich darauf zugeschnittene Konzept der früheren Art Berlin Contemporary (ABC) – das Herzstück der Art Week –, junge und unkonventionelle Kunst in einem anderen Format zu zeigen, war dann wohl doch zu progressiv. Die Veranstaltung, die sich weigerte, Messe genannt zu werden, hatte keine Stände, sondern ließ die Galerien mit Projekten und in kuratierter Form die Räumlichkeiten bespielen. Das funktionierte einmal besser, einmal schlechter. Nachhaltig durchgesetzt hat sich das Konzept aber nicht. Im Vorjahr stieg die Kölner Messegesellschaft ein, aus der ABC wurde die Art Berlin, der Standort wurde in den ehemaligen Flughafen Tempelhof verlegt und das Konzept ist wieder eine klassische Messe mit Kojen und 120 Galerien aus 21 Ländern mit ihren jeweils eigenen Präsentationen. Das Angebot reicht von neuen Werken der zeitgenössischen Kunst über Klassiker bis hin zu Kunst der Moderne nach 1945. Damit verliert die Messe aber ihre individuelle Positionierung und steht in Konkurrenz zu den anderen Messen, heuer insbesondere zur Viennacontemporary, die zeitgleich stattfindet (letzter Tag ist heute, Sonntag).
Sicherlich ein kluger Schachzug ist, dass sich die Art Berlin und die Positions Berlin – ehemals Preview Berlin Art Fair – heuer zusammengetan haben und auf dem historischen Flughafen Tempelhof ihre Präsentationen bündeln. Die Positions gilt als Platt- form für Newcomer in der Kunstszene mit entsprechend erschwinglichen Preisen. Die Plattform mit heuer 73 Galerien wurde vor fünf Jahren gegründet und hat schon den einen oder anderen erfolgreichen Künstler hervorgebracht. Heuer steht diesbezüglich die Sonderschau Academy Positions mit Arbeiten von Absolventen deutscher Kunsthochschulen im Fokus.
Auf der Art Berlin sind traditionell auch immer viele Galerien aus Österreich vertreten. Heuer sind dabei die Galerien Charim, Crone, Croy Nielsen, Ebensperger, Christine König, Meyer Kainer, Bernd Kugler, Nikolaus Ruzicska, Gabriele Senn, Sophie Tappeiner, Elisabeth & Klaus Thoman und Zeller van Almsick. Vier Wiener Galerien machen gemeinsame Sache und zeigen vier Positionen mit je einer Bild- oder Skulpturkombination. Die Idee ist, Künstler, die gut in der Geschichte und Gegenwart verankert sind, einem schnelllebigen Kunstmilieu gegenüberzustellen. Die Galerie Thoman zeigt Bruno Gironcoli, Gabriele Senn Oswald Oberhuber, Christine König Sepp Auer und die Galerie Charim Rudolf Polanszky, den weitaus Jüngsten unter den vier Künstlern. Ausstellungsprogramm. Abseits der beiden Messen und den Galerien, die ihre neueste Ware in Szene setzen, gehört sicherlich die umfassende Werkschau der koreanischen Künstlerin Lee Bul im Gropius-Bau zu den Höhepunkten der Berlin Art Week. Ihre Kunst wird unter anderem von Science-Fiction und japanischen Animes und Mangas beeinflusst. Die Ausstellung reicht von frühen Performances bis zu Installationen wie einem mit Helium gefüllten Zeppelin, der im Lichthof schwebt, einer Karaokekoje und einem Bunker mit Klangerlebnis.
Mit Spannung erwartet wurde auch die Eröffnung des Palais Populaire, in dem die Deutsche Bank ein neues Kulturzentrum eröffnet hat. Wer noch Nerven hat, sollte einen Abstecher in die St.-Hedwigs-Kathedrale machen: Dort sind Rebecca Horns raumgreifende Installationen zu sehen.