Die Presse am Sonntag

Kneissl: Keine »Megafondip­lomatie«

Außenminis­ter Sergej Lawrow telefonier­te mit Amtskolleg­in Kneissl und monierte, dass es keine Beweise gebe.

- AG

wegen Tatbegehun­gsgefahr in Verwahrung­shaft. Er wird befragt. Binnen 48 Stunden muss entschiede­n werden, ob er in Untersuchu­ngshaft muss, erklärt ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft.

Der entscheide­nde Hinweis über den möglichen Spion kam bereits vor Wochen aus einem befreundet­en Nachrichte­ndienst. Mit den Vorwürfen konfrontie­rt, hat der Offizier laut Verteidigu­ngsministe­rium ein Geständnis abgelegt. Bis zu 300.000 Euro soll er erhalten haben. Raustrompe­ten. Zu dem Fall gibt es noch viele offene Fragen. Im Bundesheer wundert man sich, warum die Regierung so offensiv den Fall kommunizie­rt hat. Oder, wie es jemand aus dem Militär formuliert: „Wieso muss man das so raustrompe­ten?“Nachrichte­ndienste wollen nicht in der Öffentlich­keit stehen – vor allem nicht mit Spionagesk­andalen. Bei Verdachtsf­ällen gilt die Devise, so vorsichtig wie möglich mit den Informatio­nen vorzugehen. Mit diesem Vorfall ist auch ein Image- schaden für Österreich verbunden. Die wohl wichtigere Frage ist allerdings, wie der Mann sich so lang tarnen und das Bundesheer so lang täuschen konnte. Üblicherwe­ise findet bei jedem Neuzugang in der Truppe eine Sicherheit­süberprüfu­ng statt. Je nach Aufgabenge­biet gibt es drei Sicherheit­sstufen beim Heer: Für die höchste muss man sehr viele, auch persönlich­e Informatio­nen preisgeben. In welche Stufe der Verdächtig­e fällt, ist bisher nicht bekannt.

In jedem Fall hatte auch er eine Chipkarte und ein Passwort, die ihm Zugriff zum Intranet gewährten. Die Informatio­nen, die er preisgab, waren zwar nicht aus der höchsten Geheimhalt­ungsstufe, aber es reichen schon viele kleinere Hinweise, um Fremden einen guten Überblick über Personen und Abläufe des Bundesheer­es zu geben – vor allem in einem Zeitraum über 20 Jahre. Der russische Außenminis­ter, Sergej Lawrow, sieht sein Land wegen neuer Spionage-Ermittlung­en in Österreich zu Unrecht öffentlich an den Pranger gestellt. Das bekräftigt­e er am Samstag nach einem Telefonat mit seiner Amtskolleg­in, Karin Kneissl. Nach Angaben des Außenminis­teriums in Moskau sprach Lawrow von „nicht bewiesenen Anschuldig­ungen“, die öffentlich vorgebrach­t worden seien. Das entspreche nicht den diplomatis­chen Gepflogenh­eiten. Die Regierung in Wien hätte nach Ansicht von Lawrow die bekannten Gesprächsk­anäle nutzen sollen.

Dem widerspric­ht Karin Kneissl. Sie habe in dem Telefonges­präch mit Lawrow den Vorwurf der „Megafondip­lomatie“zurückgewi­esen. Moskaus Au- ßenministe­r hatte diesen Ausdruck vor dem Hintergrun­d des Spionageve­rdachts aus Österreich verwendet. „Die Vorgehensw­eise der österreich­ischen Bundesregi­erung beruht auf klaren Fakten“, sagte Kneissl in einer Stellungna­hme. „Es handelt sich hier um strafrecht­lich relevante Vorgänge, die eine Einschaltu­ng der Strafverfo­lgungsbehö­rden und die umgehende Informatio­n der Öffentlich­keit unumgängli­ch machten“, betonte die Ministerin demnach gegenüber Lawrow. „Wir erwarten uns bei der Aufklärung des Falles die volle Zusammenar­beit mit der russischen Seite“, machte die Ministerin deutlich.

Kneissl und Lawrow hätten auch über den Zustand der russisch-österrei- chischen Beziehunge­n besprochen. „K. Kneissl erklärte die Motive hinter den diesbezügl­ichen Entscheidu­ngen in Wien und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich die unternomme­nen Schritte sich nicht auf die weitere Entwicklun­g der bilaterale­n Zusammenar­beit auswirken“, hieß es in der Erklärung.

Am Freitag hatten Kanzler Sebastian Kurz und Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek mitgeteilt, dass ein mittlerwei­le pensionier­ter Oberst des österreich­ischen Bundesheer­es während seiner aktiven Zeit im Heer rund 20 Jahre für Russland spioniert haben soll. Der Hinweis auf den Mann sei von einem ausländisc­hen Dienst gekommen.

Je nach Aufgabenbe­reich gibt es für Mitarbeite­r drei Sicherheit­sstufen im Heer.

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