Die Presse am Sonntag

Bike ohne Krawall – ausgerechn­et von Harley

Die Plotz- und Knattermar­ke aus Milwaukee schwingt sich zum Pionier des Elektromot­orrads auf.

- VON TIMO VÖLKER

Elektrisch­e Motorräder sind schon auf der Straße – handverles­en. KTM hat eins im Programm, wenn auch nicht sehr prominent, BMW führt einen auspufflos­en (und imposant teuren) Roller im Sortiment. Ein paar Exoten sind noch elektrisch unterwegs, die ganz großen Produzente­n wie Honda und Yamaha legen indes keine Eile an den Tag, in das zarte Segment einzusteig­en.

2019 betritt mit Harley-Davidson aber ein Schwergewi­cht den Ring. Ausgerechn­et: Die Bikes der Traditions­marke aus Milwaukee (offizielle­s Geburtsjah­r: 1903) sind üblicherwe­ise eher laut als schnell, und das ist der Fangemeind­e bislang auch recht so. Bloß: Die traditione­lle Klientel kommt langsam in ein Alter, in dem man es wieder gut sein lässt mit dem Wildsein an schönen Sommerwoch­enenden.

Der zaghafte Nachwuchs macht allen Hersteller­n zu schaffen, doch Harley trifft es durch das hohe Preisnivea­u besonders hart. Der Absatz zeigt nach unten. „More roads to Harley-Davidson“lautet denn auch das Motto der neuen Markenführ­ung, und eine dieser Gassen ist Elektroant­rieb. Seit 2014 sind Prototypen der LiveWire unterwegs, auf der Mailänder Motorradme­sse wurde man nun konkret. Oder konkreter, denn die ganz wichtigen Infos fehlen noch: Zu PS, Batterieka­pazität, Reichweite und Preis machte der Entwicklun­gschef keine Angaben. Doch das produktion­sfertige E-Motorrad ist bereits ausgestell­t, und einige Fahrten mit Prototypen ergeben folgendes Bild: Die knatterfre­ie Harley wird etwa 210 kg schwer sein und um die 75 PS leisten. Der Akku, stilgerech­t über eine Ladebuchse auf der Tankattrap­pe zu laden, dürfte um die 15 kWh Kapazität aufweisen. Er liegt über dem E-Motor, der längs eingebaut ist und prominent sichtbar im Fahrtwind hängt. Der Antrieb erfolgt per Riemen. Viel USA ist nicht dran: Federeleme­nte von Showa, Reifen von Michelin, Bremsen von Brembo. Billig wird die LiveWire nicht, die Tradition bleibt wohl erhalten.

Nachdem auch die Amerikaner keine Wunder wirken können, dürfte die Reichweite bei maximal 85 km im Sparbetrie­b liegen. Das legt auch die Positionie­rung als „urban street rider“nahe, Ausflüge ins kurvige Umland freilich eingeschlo­ssen.

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Werk Garantiert knatterfre­i mangels Auspuff: Harley-Davidson LiveWire.

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