Die Presse am Sonntag

»Erfolg muss wehtun«

Teamspiele­r Aleksandar Dragovi´c (27) möchte im zweiten Anlauf bei seinem Klub Bayer Leverkusen durchstart­en. Der Wiener spricht über wilde Transferge­rüchte, die Schnellleb­igkeit des Geschäfts und seinen dunkelsten Moment.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Aleksandar Dragovic´ hat schon viel von dieser Fußballwel­t gesehen. Wien, Basel, Kiew, Leicester, überall dort hat er schon gespielt. Seit Sommer ist der 27-Jährige in Leverkusen stationier­t. Wieder einmal. Es ist der zweite Anlauf des Verteidige­rs in Deutschlan­d und bei der Bayer-Werkself nach 2016, als der Lockruf der Bundesliga so laut wurde, dass er ihm folgen und Kiew hinter sich lassen musste. Gerüchte um seine Person hatte es damals schon lang gegeben, vom FC Barcelona oder englischen Topklubs war die Rede. „Viel Blödsinn“habe er, Dragovic,´ im Zusammenha­ng mit seiner Person gelesen. Gelandet ist er letztlich weder im Camp Nou noch im Old Trafford.

Bis zum 18 Millionen Euro schweren Transfer von Kiew nach Leverkusen vor zweieinhal­b Jahren war die Karriere des Aleksandar Dragovic´ ein einziger Höhenflug, frei von irgendwelc­hen Turbulenze­n. „Als Kind“, sagt der Wiener im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“, „hatte ich immer nur einen großen Traum: für die erste Mannschaft der Austria zu spielen.“93 Mal ist Dragovic´ schlussend­lich für seinen Herzensklu­b aufgelaufe­n. Dass der ÖFB-Teamspiele­r internatio­nal Karriere machen würde, mit Dinamo Kiew in der Champions League an der Stamford Bridge gegen Chelsea mit Starcoach Jose´ Mourinho spielen und treffen sollte, das alles sei „eigentlich unglaublic­h. Was ich schon erlebt habe und immer noch erleben darf, hätte ich mir nie zu träumen gewagt.“ Jahre des Wartens. In Leverkusen traf der erfolgsver­wöhnte Profi im Sommer 2016 aber auf Widerstand. Egal, ob bei Austria, in Basel oder Kiew – der Innenverte­idiger war stets eine unverzicht­bare Kraft. Bei Bayer sah er sich unbekannt großer Konkurrenz ausgesetzt. Und: Das von Ex-Salzburg-Trainer Roger Schmidt praktizier­te Pressingsy­stem wollte studiert werden. Ein aufwendige­s wie komplexes Spiel, speziell für einen Neuankömml­ing wie Dragovic,´ der aufgrund seines Engagement­s in der Ukraine und des späten Transfers Ende August die komplette Vorbereitu­ng bei den Deutschen verpasst hatte. Am Ende der Saison stand der Wiener in nur zwölf von 34 Bundesliga­partien über die gesamte Spielzeit auf dem Rasen. Für Verein wie Spieler ein nicht zufriedens­tellendes Zeugnis.

Da Leverkusen in der Folgesaiso­n 2017/2018 unter Schmidt-Nachfolger Heiko Herrlich nicht mit Dragovic´ als Stammkraft plante, wurde dieser an Leicester City verliehen. Die Rahmenbedi­ngungen dieses Transfers waren erneut schlecht: wieder Ende August, wieder ohne Vorbereitu­ng beim neuen Klub. Der damalige Leicester-Coach, Craig Shakespear­e, hatte sich für eine Verpflicht­ung des Österreich­ers eingesetzt, keine zwei Monate später war er bei den „Foxes“selbst Geschichte. Unter dem Franzosen Claude Puel kam Dragovic´ auf elf Premier-League-Einsätze. Rückblicke­nd sagt er: „Leider hat mich der Trainer nicht öfter aufgestell­t. Warum, hat er mir nicht gesagt.“Die Engländer ließen die Kaufoption verstreich­en, im Sommer folgte die Rückkehr nach Leverkusen (Vertrag bis 2021), wo er nach zwei Jahren der Unzufriede­nheit endlich wieder mehr Spielzeit bekommt.

Die Innenverte­idiger Sven Bender und Jonathan Tah genießen intern zwar ein noch höheres Standing, spielt Leverkusen aber – wie beim 6:2-Auswärtssi­eg bei Bremen – mit einer Dreierkett­e, kommt dieses Trio zum Einsatz. Zudem verweist Dragovic´ im

Keine Vorbereitu­ng, dazu das »System Schmidt«. Dragovi´c scheiterte zunächst bei Bayer.

 ?? APA ?? Die Qualitäten des Aleksandar Dragovi´c sind in dieser Saison bei Leverkusen wieder öfter gefragt.
APA Die Qualitäten des Aleksandar Dragovi´c sind in dieser Saison bei Leverkusen wieder öfter gefragt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria