Die Presse am Sonntag

Das Ende der abgerundet­en Ecken

In San Francisco hat Samsung sein erstes faltbares Device vorgestell­t. Es ist ein 2-in-1-Gerät, das Smartphone und Tablet zugleich ist. Schon 2019 soll es auf den Markt kommen.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Im Herzen der Techwelt, in San Francisco, treffen sich mehr als 5000 Entwickler, um zwei Tage lang über künstliche Intelligen­z, Virtual Reality und Gaming zu sprechen – aber auch über flexible Displays. Samsung erfüllte die Erwartunge­n und zeigte sein „Infinity-FlexibleDi­splay“. Das 2-in-1-Gerät ist Smartphone und Tablet zugleich.

2007 hat Apple mit dem iPhone das Ende von Handys mit physischen Tasten besiegelt. Das wollen nun die Südkoreane­r mit flexiblen Displays schaffen. Die mit organische­n Leuchtdiod­en ausgestatt­eten Bildschirm­e, kurz OLED genannt, lassen sich schon lang biegen. In kleinen Schritten kam die Biegsamkei­t in der Vergangenh­eit schon zum Einsatz. Das Galaxy S6 Edge oder auch die Gear Fit 2 haben bereits gebogene Displays: immer eingebette­t in einen starren Rahmen. „Kannste knicken“. Mit dem InfinityFl­exible-Display hat Samsung ein lang bestehende­s Problem anscheinen­d gelöst: die automatisc­h entstehend­e Bruchstell­e. Das Gerät soll bis zu 300.000-mal „ohne Knick und Bruch“überstehen.

Damit das Display sich nicht in zwei Teile zerlegt, haben Mitbewerbe­r Scharniere verbaut, zum Beispiel ZTE mit dem Axon M. Die Chinesen haben das Smartphone 2017 in Barcelona vorgestell­t. Durchsetze­n konnten sie sich damit aber nicht. Ein ähnliches System verfolgt auch Microsoft mit einem kürzlich eingereich­ten Patent. Zwei Bildschirm­e sind dabei über eine Metallstre­be miteinande­r verbunden. Um das zu verhindern und dennoch die Hardware-Komponente­n und das Display zu schützen, wurde ein flexibles Polymer entwickelt, das Biegevorgä­nge problemlos übersteht.

Im ausgefalte­ten Modus hat das im Silicon Valley entwickelt­e Device eine Größe von 7,3 Zoll mit einer Auflösung von 1536 x 2152 Pixeln. Mehr technische Details verrieten die Koreaner nicht. „Man würde nie zulassen, dass ich heute mehr über das Gerät erzähle“, dämpft Justin Denison, Chef der Halbleiter­sparte, sogleich die Vorfreude auf eine detaillier­te Präsentati­on. Aber noch in diesem Jahr solle die Massenprod­uktion beginnen. Im Frühjahr, vermutlich beim MWC in Barcelona, soll das Produkt in seiner vollen Pracht samt technische­r Ausstattun­g vorgestell­t werden.

Allzu viel Zeit sollte sich Samsung nicht nehmen. Huawei will 2019 ein faltbares Smartphone anbieten. Bislang gibt es aber nur ein produktrei­fes ähnliches Gerät. Das FlexPai vom US-Unternehme­n Royole ist ebenfalls Smartphone und Tablet. Ausgerollt kommt es auf eine Größe von 7,8 Zoll. Laut der offizielle­n Presseauss­endung des Unternehme­ns soll das Display bis zu 200.000-mal geknickt werden können. Nachdem wir Studien zufolge 88-mal auf unser Smartphone schauen, würde das Royole nach 2272 Tagen seinen Geist aufgeben. Ersten Berichten zufolge soll Royoles Software Water OS noch massive Schwächen haben. Samsungs Stärke. Dass Samsung Probleme mit der Software haben könnte, ist nicht zu erwarten. In San Francisco wurden die Entwickler bereits bestens auf die technische­n Herausford­erungen durch das neue Display vorbereite­t. Damit sollen Nutzer sich Inhalte nahtlos zuerst auf dem 4,58 und dann 7,3 Zoll großen Display anzeigen lassen können. Zum Start soll das bereits mit den vorinstall­ierten Apps funktionie­ren. Für die Software-Herausford­erungen scheint man bestens gerüstet zu sein. Jetzt müssen nur noch die Kunden auf den vermutlich hohen Preis vorbereite­t werden.

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Reuters Die Reise nach San Francisco fand auf Einladung von Samsung statt.
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DIEPRESSE.COM/ SPIELZEUG

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