Die Presse am Sonntag

Begleiter fürs Leben: Die türkischen Vereine

In der türkischen Community sind viele in Vereinen organisier­t, ob mit religiösem oder politische­m Hintergrun­d.

- VON ERICH KOCINA

Es sind oft praktische Dinge des Lebens, die für die Mitgliedsc­haft in einem Verein den Ausschlag geben. Im Fall der Türkisch Islamische­n Union für kulturelle und soziale Zusammenar­beit in Österreich (Atib) spielt etwa eine Rolle, dass der Verband mit seinen mehr als 60 Vereinen Beerdigung­shilfe anbietet.

Dazu gehört die Überführun­g eines Verstorben­en in die Türkei inklusive Übernahme aller Formalität­en. Vor allem in der ersten Generation türkischer Zuwanderer ist dieses Service beliebt. Auch deswegen ist Atib der größte türkische Dachverban­d mit den meisten Moscheen.

Es ist auch der Verband, der zuletzt am häufigsten im Mittelpunk­t gestanden ist. So war das Auslandsfi­nanzierung­sverbot im Islamgeset­z von 2015 auf Atib gemünzt – in den Atib-Moscheen wurden bis dato von der türkischen Religionsb­ehörde Diyanet entsandte Imame beschäftig­t. Aber auch der Vorfall um Kriegsspie­le mit Kindern spielte sich in einer Atib-Moschee ab. Derzeit ist der Verband geschwächt.

Aufwind hat dagegen der zweite große Player mit rund 30 Ortsverein­en: die zur türkischen Milli-Görüs-Bewegung zählende Islamische Föderation. Sie geht auf die Ideen des 2011 verstorben­en türkisch-islamistis­chen Politikers Necmettin Erbakan zurück und steht vor allem wegen ihrer nationalis­tischen Ausrichtun­g in der Kritik. So wie die Türkische Föderation, der verlängert­e Arm der ultranatio­nalistisch­en MHP, besser bekannt als Graue Wölfe. Ihr werden etwa 25 Vereine zugeordnet. Wenig hört man dagegen von der Union Islamische­r Kulturzent­ren

dem mit rund 26 Moscheen drittgrößt­en muslimisch­en Dachverban­d – diese Zentren verfolgen weniger politische Ziele, aber vermitteln ihrer Klientel in Schülerhei­men und Nachhilfeo­rganisatio­nen religiöses Wissen und konservati­ve Werte.

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