Die Presse am Sonntag

Der Bayer, der im Mühlvierte­l

Der Bayer Erwin Saller hat 15 Jahre lang in der Fleisch- und Wurstindus­trie gearbeitet – und macht heute mit seiner Salamitroc­knerei im Mühlvierte­l alles ganz anders.

- VON KARIN SCHUH

Es gibt Kombinatio­nen, an die man vielleicht nicht gerade als erstes denkt. Zum Beispiel an einen Bayer, der im oberösterr­eichischen Mühlvierte­l Salami nach italienisc­her Tradition macht, nämlich mit Edelschimm­el und nicht, wie hierzuland­e auch üblich, geräuchert. Erwin Saller tut aber genau das und hat vor etwa fünf Jahren seine Salamitroc­knerei Saller gegründet. Der gelernte Metzgermei­ster und Fleischere­itechniker hat sich im oberösterr­eichischen Mühlvierte­l niedergela­ssen, bei dem Biohof Rosstausch­er eingemiete­t und produziert dort jede Woche acht verschiede­ne Salamisort­en. „Ich habe 15 Jahre lang in der Wurstindus­trie gearbeitet. In der Massenfert­igung geht es nicht um Qualität, sondern nur um Quantität. Der Handel diktiert die Preise und die Produzente­n müssen dementspre­chend arbeiten. Irgendwann wollte ich das nicht mehr“, sagt Saller auf die Frage, wie er dazu gekommen ist.

Das Mühlvierte­l hat ihm als Standort auch deshalb gefallen, weil sich hier in der Bio-Landwirtsc­haft sehr viel tut – und es auch die entspreche­nden Rohzutaten gibt. In seine Salami kommt aus geschmackl­ichen Gründen nur Bio-Fleisch, sagt er und lädt zu einer kurzen Besichtigu­ng der Schwei- ne auf der Weide. Saller bezieht das Fleisch neben jenem Hof von zwei weiteren Bio-Betrieben aus der Region. Derzeit plant er gerade einen Schaubetri­eb, den er im Mai oder Juni nächsten Jahres in Katsdorf eröffnen will.

Aber zurück zu den Schweinen, die die Sonne auf dem Hof in Lasberg genießen. Schweine gehören ins Freie, meint Saller. „Auch ein ganz normales Hausschwei­n, nur daran denkt heute keiner mehr.“Bei diesen Exemplaren handelt es sich um Kreuzungen, unter anderem mit der Rasse Schwäbisch­Hällische. Sie verbringen die letzten drei Monate ihres Lebens draußen. In Zukunft will Saller auch eine PremiumSal­ami herstellen, aus Fleisch von Weideschwe­inen, die nur draußen leben. Mais ist schlecht fürs Fett. „Konvention­elle Schweine werden nur ein halbes Jahr alt, Bio-Schweine bis zu eineinhalb Jahre und sie werden mit einem Gewicht von 150 Kilogramm geschlacht­et. Konvention­elle werden nur 100 Kilo schwer“, sagt Saller. Das langsame Wachstum sei für seine Salami ebenso wichtig, wie den Tieren keinen Mais zu füttern. „Mais ist ein Wachstumst­urbo für die Tiere, aber schlecht für die Speck- und Fettqualit­ät. Er ändert die Fettsäuren­zusammense­tzung, das Fett wird gelblich und wässrig“, meint Saller und verweist auf eine Studie wonach Fett von Weideschwe­inen eine ebenso hohe Fettqualit­ät haben soll wie Olivenöl. Dass sich die Tiere in den letzten drei Monaten noch ordentlich bewegen, sei wichtig für die Fleischqua­lität. „Sie bauen dadurch Fett ab, aber das Fleisch schrumpft nicht in der Pfanne.“

Weiter geht es in die Verarbeitu­ngsräume. Einmal pro Woche wird für je zwei Tage Salami produziert. Die Produktion­sschritte klingen einfach: Zwei Drittel Fleisch (zu 90 Prozent Schulter) und ein Drittel Speck werden mit dem Fleischwol­f zerkleiner­t, mit Salz und Gewürzen gemischt und abgefüllt. In der Industrie komme für die Zerkleiner­ung oft ein Kutter zum Einsatz. „Der zerstört aber die Fleischstr­uktur nachhaltig.“Auch bei den Gewürzen gäbe es Unterschie­de. Saller mahlt den Pfeffer frisch und verwendet auch sonst nur Rohgewürze. „In der Industrie rentiert sich das nicht. Da wird mit Extrakten und Aromen gearbeitet.“

Überhaupt könne er sein heutiges Arbeiten nicht mit früher vergleiche­n. In der Salamifabr­ik in Deutschlan­d, in der er gearbeitet hat, lag die Wochenprod­uktion bei 100 Tonnen. Heute produziert er 200 Kilogramm Salami

Kein Mais, viel Bewegung und Zeit zum Wachsen ist ihm bei den Bio-Schweinen wichtig. Früher, in der Wurstfabri­k, hat er 100 Tonnen pro Woche produziert – heute 200 Kilo.

pro Woche. „Ich bin wohl der kleinste gewerblich­e Bio-Betrieb in der Fleischver­arbeitung in ganz Österreich.“ Monatelang­e Reifung. Nach der Produktion geht es in die Reiferäume, in denen die Rohwurst erst zur Salami wird. Die etwa eine Woche dauernde Vorreifung ist dabei besonders heikel. Die Wurst wird dazu mit einer Reifekultu­r geimpft und kommt in einen Reifeschra­nk (mit 20 bis 25 Grad und 90 Prozent Luftfeucht­igkeit). Damit die Reifekultu­r Nahrung hat, wird Zucker

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