Die Presse am Sonntag

Die Italiener, die Ungarn und die Salami

Die Italiener waren es, die die Rohwurst erstmals nach Österreich gebracht haben.

- VON KARIN SCHUH

Die Salami wird auch hierzuland­e eng mit zwei Ländern verbunden: Italien und Ungarn. Wobei die Italiener schneller waren und die berühmte Rohwurst vermutlich in Modena erfanden. Ursprüngli­ch hat sie Esel- oder Maultierfl­eisch beinhaltet. Heute handelt es sich großteils um Schweinefl­eisch, aber auch Rindfleisc­h oder Wild kommt gerne zum Einsatz.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts war auch in Ungarn nur italienisc­he Salami erhältlich, bis sich ein gewisser Mark Pick im Jahr 1869 auf die Produktion der ungarische­n Salami spezialisi­erte. Nach Österreich gebracht wurde die italienisc­he Salami bereits im 18. Jahrhunder­t, ihren Namen erhielt sie erst im 19. Jahrhunder­t. Laut dem Kuratorium Kulinarisc­hes Erbe Österreich waren es italienisc­he Einwandere­r (vorwiegend aus der Lombardei, Friaul und Venedig), die als sogenannte „Salamutsch­i“oder auch „Salamikräm­er“in Wien die Rohwurst auf der Straße, beim Heurigen und in Gastgärten verkauften, um so ihren Lebensunte­rhalt zu verdienen.

Seit 1913 wird sie im österreich­ischen Lebensmitt­elbuch als Dauerwurst geführt. Bis zum Jahr 1995 durfte Salami nur mit Reifebelag hergestell­t werden. Heute darf sich eine Salami auch ohne weißen Edelschimm­elmantel so nennen. Diese Regelung wurde auch zugunsten regionaler Produkte, wie der Jauntaler Salami, getroffen, da diese schon immer ohne Edelschimm­el produziert wurde. Jeder Region ihr Rezept. Während die italienisc­he Salami vor allem durch Lufttrockn­ung reift, wird die ungarische kalt geräuchert. Auch bei den Gewürzen unterschei­det sich die ungarische von der italienisc­hen Salami.

Wobei es auch in den einzelnen Regionen der Länder große Unterschie­de gibt. Im Süden Italiens sind die Salamisort­en nicht nur kleiner und grobkörnig­er, sondern auch schärfer gewürzt als die Exemplare im Norden. Auch in Italien wird hin und wieder gern kalt geräuchert, etwa bei der Salame Napoli und der Salame Secondigli­ano. Und auch in Österreich gibt es regionale Unterschie­de.

Der Spruch, dass das Fleisch alter Tiere nur noch für die Salami geeignet sei, ist allerdings nicht ganz richtig. Das „nur“stimmt nicht, denn auch wenn Fleisch von älteren Tieren hierzuland­e als Frischflei­sch verschmäht wird, ist es für die Produktion von lang gereiften Rohwürsten wie der Salami unerlässli­ch. Fleisch von jungen und womöglich noch gestresste­n Tieren wäre sogar schlecht für die hohe Kunst der Salamiprod­uktion.

Newspapers in German

Newspapers from Austria