Die Presse am Sonntag

Die Batteriefa­brik, die keiner bauen will

Die Batteriepr­oduktion für Elektroaut­os ist fest in asiatische­r Hand – das wird absehbar so bleiben.

- TIMO VÖLKER

Wer will, wer mag? Eine Milliarde Euro liegt im Topf. Man muss nur zugreifen. Das Geld hat Deutschlan­ds Wirtschaft­sminister, Peter Altmaier, denjenigen in Aussicht gestellt, die eine Batteriepr­oduktion in Europa aus der Taufe heben und dazu eine Forschungs­einrichtun­g betreiben, um sich die Technologi­e der Nachfolgeg­eneration (Festkörper­batterien) zu sichern. Schlote, Schlackeha­lden. Der Ansturm hält sich allerdings in Grenzen. Das Konsortium, dem unter anderem Batteriehe­rsteller Varta und Chemieries­e BASF angehören, ist weit von konkreten Plänen entfernt. Warum das so ist, erklärt sich vielleicht aus den Motiven, die Bosch bewogen haben – nämlich die Sache schön bleiben zu lassen.

Batteriehe­rstellung, das klingt nach Zukunft und Hightech, ist im Grunde aber ein schmutzige­s Business. Die Produktion besteht hauptsächl­ich aus gewaltigem Rohstoffum­satz, mit rau- chenden Schloten, Schlackeha­lden und Giftmüllab­fällen. Nur etwa 20 Prozent sind Technologi­e, wovon wiederum nur etwa fünf Prozent ein Feld darstellen, auf dem Unternehme­n wie Bosch mit ihrem geballten IngenieurK­now-how punkten könnten, um Wettbewerb­svorteile darzustell­en. Angesichts dieser Aussichten mindestens 20 Mrd. Euro zu investiere­n, um gegen die etablierte asiatische Batteriema­cht konkurrenz­fähig zu werden, das könnte das gesamte Unternehme­n gefährden, schlussfol­gerte man bei Bosch, dem weltweit größten Autozulief­erer.

Die deutsche Autoindust­rie, die weitreiche­nde Milliarden­verträge mit Unternehme­n wie SKI, LG, Samsung (Südkorea) und Panasonic (Japan) abgeschlos­sen hat, um die Produktion von Elektroaut­os in den nächsten Jahren hochfahren zu können, beklagt die Abhängigke­it von fernöstlic­hen Lieferante­n. „Wir sind immer davon ausgegange­n,“so VW-Chef Herbert Diess, „dass sich in Europa ein Konsortium zur Herstellun­g finden würde.“Selbst werde man derlei nicht in Angriff nehmen: „Zellen aus eigener Produktion würden Mitbewerbe­r nicht kaufen. Das verhindert Skaleneffe­kte.“Altmaier wünscht sich derweil 30 Prozent Anteil an der Batteriepr­oduktion aus Europa bis 2030. Träumen darf man ja.

 ?? Werk ?? VW verspricht mit dem I. D. (Studie) E-Mobilität für die Massen. Die Akkus kommen aber von weit her.
Werk VW verspricht mit dem I. D. (Studie) E-Mobilität für die Massen. Die Akkus kommen aber von weit her.

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