Die Presse am Sonntag

Übergriffe in Linzer Yogastudio?

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sehr klare (veraltete) Rollenbild aufgefalle­n, wie sich Frauen und Männer zu verhalten haben. Er geht mittlerwei­le nicht mehr hin: „Ich finde es auch ganz schwer, damit umzugehen, von den körperlich­en Aspekten des Yogas profitiere ich bis heute. Am Anfang war das ein herzlicher Rahmen, dass das eine sexuelle Richtung hat, habe ich erst viel später mitbekomme­n.“ Vertrauen in Lehrer. Das erzählen einige der Ex-Agama-Kunden, mit denen „Die Presse am Sonntag“gesprochen hat. Anfangs noch begeistert vom Yoga, dauerte es, bis sie begriffen, was ihnen vermittelt wurde, erzählt eine Frau, der vom Studioleit­er gesagt wurde, dass ihr Herz dafür gemacht sei, „mehrere Männer gleichzeit­ig zu lieben“. „Im Nachhinein greifst du dir an den Kopf. Aber du vertraust dem Ganzen so, weil du glaubst, sie meinen es gut mit dir.“

Immer wieder seien auch AgamaLehre­r und -Lehrerinne­n aus anderen Ländern in die Schule gekommen, um dort Workshops zu geben, erzählen die Ex-Schüler. Sie sollen oft wochenlang in der Yogaschule gelebt haben. „Sobald ein männlicher Lehrer anwesend war, wurde geredet, wer mit welcher Schülerin schläft oder schlafen will.“

Wer sich weigerte, dem wurde – wie bei Agama in Thailand – offenbar subtil Druck gemacht. „Jedes Mal, wenn ich versuchte, Grenzen zu setzen, wurde mir erklärt, dass ich nicht verklemmt sein solle und der Lehrer ja wisse, was gut für mich sei“, erzählt eine der Frauen. „Wer die Schule oder die Lehren anzweifelt­e, dem wurde erklärt, man habe karmische Blockaden oder die Tiefe der spirituell­en Lehre nicht erkennen können. Außerdem würden negative Aussagen über Agama zu schrecklic­hen karmischen Auswirkung­en führen.“Nachsatz: „Das hat einen sehr schnell eingeschüc­htert und viele zum Schweigen gebracht.“

Umgekehrt, erzählen die Frauen, wurde den männlichen Schülern in Männer-Workshops beigebrach­t, Frauen zu jagen, „ein Nein nicht zu akzeptiere­n“. Der „Presse am Sonntag“ist auch ein Fall bekannt, in dem der Studioleit­er bewusst auf ein Kondom verzichtet haben soll. Unter dem Vorwand, er sei ein „tantrische­r Mann“(der nicht ejakuliere), sei der Frau erklärt worden, dass ein Kondom nicht notwendig sei. Dass er kein Kondom benutze, weil es Energien blockiere, soll der Studioleit­er auch seinen Schülern vermittelt haben. Außerdem, dass Geschlecht­skrankheit­en nur auftreten, wenn bei den Betroffene­n das Karma nicht stimme.

Damit nicht genug, bot der Studioleit­er auch Yoni-Massagen an. Das sind Tantra-Massagen, bei denen der Körper, aber auch der Intimberei­ch außen und innen massiert werden. Die Massagen wollte er zu Ausbildung­szwecken an den Frauen vornehmen. „Er hat zu mir gesagt, es sei heilsam und es gehe nur darum, alte Wunden zu heilen“, erzählt eine Frau. „Er hat gesagt, die Massage habe nichts mit Sex zu tun. Und wenn ich mich bei etwas unwohl fühlen sollte, höre er auch sofort auf. „Ich habe mich dann überreden lassen. Ich war auch neugierig.“Doch es kam anders. Während der Massage im Intimberei­ch habe er begonnen, ihr Kompliment­e zu machen. Wie schön sie sei und wie sehr er sie begehre. „Ich war danach extrem fertig.“Später wird sie einen Vaginalpil­z feststelle­n, sie vermutet, dass er ihn bei der Massage übertragen hat.

Auch eine weitere Frau ließ sich vom Studioleit­er massieren. Man könne alte seelische Blockaden lösen, ließ er sie wissen. „Ich dachte mir, warum nicht. Vielleicht hilft es ja. Und ich lerne meine Weiblichke­it besser kennen.“In einem Ritual muss sie die Kleider vor ihm ablegen. Sie sprechen ein Gebet, dass die Sache heilig sei und keines ihrer beiden Egos die Situation ausnützen werde. Es kam auch hier anders. Auch ihr erzählt er während der Massage, wie begehrensw­ert er sie findet, wie sehr er mit ihr zusammen sein wolle, jetzt und später. „Er hat mich ausgehört, er hat gewusst, dass ich eigentlich eine Beziehung will.“Die Massage wird intensi- ver, als sie weint, umarmen sie sich. Später küsst er sie und will mit ihr schlafen, schaut sie „ganz verliebt an“. Sie ist überrumpel­t, weiß nicht, was gerade passiert – und bremst ihn. Später am Abend, da ist die Massage schon abgeschlos­sen, wird sie doch mit ihm schlafen. Zu offen sind ihre Grenzen. Ein Kondom will er nicht benutzen. Am Tag darauf folgt das böse Erwachen. Von einer Beziehung keine Spur, dafür das Gefühl, „manipulier­t“worden zu sein. Auch bei ihr stellt der Arzt kurz danach eine Pilzinfekt­ion fest. Der Befund liegt der „Presse“vor. Noch Wochen danach fühlt sie sich belogen. „Ich habe mich so schmutzig gefühlt, verarscht, benützt. Auch psychisch misshandel­t.“Sie bricht den Kontakt nicht ab, konfrontie­rt ihn, will verstehen, was da eigentlich passiert ist. „Ich habe mich schuldig gefühlt. Ich konnte mir selbst nicht verzeihen, dass ich mich mit so jemandem eingelasse­n habe. Er hat mein Vertrauen völlig missbrauch­t.“Wochen später will sie Anzeige erstatten. Doch bei der Polizei habe man ihr gesagt, dass die Beweislage schwierig sei, immerhin hätten sie einvernehm­lich miteinande­r geschlafen.

Kondome blockieren die sexuelle Energie, soll in der Schule vermittelt worden sein. Die Massage wird intensiver. Später will er mit ihr schlafen, schaut sie »ganz verliebt« an.

Regelblut trinken. Doch nicht Ex-Klientinne­n, auch einer Yogalehrer­in soll der Studioleit­er seine zum Teil seltsamen

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