Mehr Mut zum Lindnern
Oder: Warum Regierungen in halb Europa wackeln und was Vorarlberg damit zu tun hat.
Jugendliche dieses Wort tatsächlich verwenden) also dafür, etwas lieber gar nicht zu machen, bevor man es schlecht macht. Da würde man sich doch glatt wünschen, die Briten würden, was den Brexit betrifft, endlich lindnern. Da kommt nämlich garantiert nichts Gutes dabei heraus. Das müsste sich langsam auch bis in die hintersten Reihen des House of Lords durchgesprochen haben.
Überhaupt geht es in Europas Regierungen derzeit auffällig drunter und drüber: Die deutsche Große Koalition regiert nur mehr auf Abruf, Theresa May zittert vor dem nächsten Misstrauensantrag, die italienische Regierung ist vonseiten der EU wegen des zu hohen Budgetdefizits unter Druck, in Rumänien ist vor der Übernahme des EU-Vorsitzes mit Jänner 2019 ein offener Konflikt zwischen dem Präsidenten und der Regierung ausgebrochen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schwächelt hartnäckig in Umfragen, der tschechische Premier muss sich wegen der angeblichen Entführung seines eigenen Sohnes (!) gegen Rücktrittsaufforderungen stemmen, und Schweden schafft es überhaupt nicht mehr, eine neue Regierung zu bilden.
Kommt nun auch noch Sebastian Kurz in Schwierigkeiten? Im Streit um eine umstrittene Abschiebung in Vorarlberg, bei der sich Bund und Land die Schuld zuschieben, wer eine Mutter von ihrem Kleinkind getrennt hat, hat der grüne Landesrat Johannes Rauch mit einem politischen Naturgesetz gedroht: „Es ist noch keinem Kanzler gut bekommen, wenn er sich mit Vorarlberg angelegt hat.“
Ja, im Zweifel ist es besser zu lindnern.