Blattlinie
NACHRICHTEN AUS DER REDAKTIONSKONFERENZ
Feine Unterschiede. Und ein bisschen Magie.
Spätestens seit Pierre Bourdieu wissen wir, dass individueller Geschmack in der Regel freundlicher Selbstbetrug ist. Uns gefällt, was allen gefällt, die ähnlich sozialisiert wurden. Wir merken es zwar nicht, aber wir sind leicht zu durchschauen. Fragen Sie Alexa. Und dann sind all die schönen Dinge oder Stile ja auch nicht reiner Selbstzweck. Mit dem, was einem gefällt, möchte man vor allem anderen gefallen. Da geht es der SPÖ-Parteichefin, über deren Aufritt beim Parteitag Julia Neuhauser berichtet, nicht anders als den meisten im Alltag. Wenn also diese Blattlinie mit Bourdieu beginnt, dann wohl auch, weil man so ein bisschen schlauer erscheinen will. Aber weil sich die Zeiten seit Bourdieu doch gewandelt haben – sagt man eigentlich noch Milieu? – und alles unübersichtlicher geworden ist, versuchen Anna-Maria Wallner und Eva Winroither Ordnung in das vielfältige System der Statussymbole zu bringen. Und schaffen Kategorien vom sündteuren NoLogo-Pulli bis zur richtigen App. Wer will, kann das übrigens als Weihnachtsgeschenke-Service lesen.
Ordnung, aber vor allem Gerechtigkeit, will auch Emmanuel Macron schaffen. Der französische Präsident will seine Ankündigung umsetzen und afrikanisches Kulturgut restituieren. Das, analysiert Anne-Catherine Simon, könnte auch hierzulande Folgen für Museen haben. Apropos Analysen: Eine solche liefert auch Jutta Sommerbauer. Anlässlich des Fünf-Jahr-Maidan-Jubiläums zieht sie Bilanz über den Aufstand in der Ukraine.
An dieser Stelle fällt mir auf: Die Blattlinie ist bis jetzt rein weiblich – und das ändert sich auch am Schluss nicht: Mirjam Marits und Katrin Nussmayr haben sich im österreichischen (Prä-)HarryPotter-Universum umgesehen. Denn im neuen Film aus der Feder von J. K. Rowling wird Österreich erwähnt. Die beiden Potter-Expertinnen klopfen mögliche Schauplätze auf ihr magisches Potenzial ab. Mein Favorit: die alte Postsparkasse.