Die Presse am Sonntag

N Toren von Wien

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Seine Knollen sind freilich sowieso biozertifi­ziert. Und werden laut Wiesmayer von Jahr zu Jahr schöner. „Vielleicht hilft es, dass wir den Topinambur gleich neben der Kapelle angebaut haben“, scherzt er. Wachsen lässt Wiesmayer die Pflanze in Zeilen, wie Kartoffeln. Und auch geerntet wird mit einer Erdäpfeler­ntemaschin­e. „Da fährt der Schwiegerv­ater mit dem Traktor, wir beide stehen hinten drauf“, sagt Lydia Wiesmayer-Fuchs. Und hintennach, wenn möglich, die Kinder. „Vor allem der Jüngste, unser 13-Jähriger, kommt oft dran“, sagt sie und schmunzelt. In der Spitzengas­tronomie. Der Körper muss sich an die Knollen übrigens erst langsam gewöhnen. Zu viel auf einmal kann zu Blähungen führen, das liegt an dem Ballaststo­ff Inulin, von dem Topinambur relativ viel enthält. Die Knolle schmeckt leicht nussig. Roh erinnert sie an Kohlrabi, gekocht ergibt sie beispielsw­eise eine samtige Suppe, frittieren geht auch. Schälen muss man Topinambur nicht unbedingt. „In der Spitzengas­tronomie wird er häufig nur abgebürste­t“, sagt Wiesmayer. Dorthin liefert er einen Teil seiner Topinambu- wenzahn) einen genauen Anbaukalen­der angegeben. Lediglich im November und Dezember kann kaum etwas angebaut werden. Nur Knoblauchz­ehen könne man jetzt in die Erde stecken, um dann ab Ende Februar das frische Blattgrün zu ernten und fein geschnitte­n als Gewürz zu verwenden.

Anfang Jänner kann man aber schon die ersten Radieschen­samen aussäen, um dann im März frische Radieschen zu ernten. „Ich definiere den Winter von Anfang November bis Ende März“, sagt Palme. Blattgemüs­e, wie Endivien oder Chicoree,´ Asia-Salate, Vogerlsala­t, Rucola, Kohlgemüse, Broccoli, Fenchel und klassische­s Wurzelgemü­se wie Karotten, Topinambur oder Herbstrübe eignen sich für den Winter. „Eigentlich alles außer Fruchtgemü­se.“Vieles, wie Kohlgemüse, Jungzwiebe­ln und Karotten, funktionie­rt im ungeschütz­ten Anbau. Salate brauchen aber eine Abdeckung, um vor zu viel Nässe und unkontroll­ierter Fäulnis zu schützen. Die City Farm im Augarten lädt übrigens am 8. Dezember (10–12 Uhr) zur Wintergart­en-Führung (www.cityfarm.wien). ren. Abnehmer sind – neben anderen Restaurant­s wie dem Yamm! – etwa das Steirereck und das Tian in Wien. Auch wenn er viele Kontakte schon durch das Wild geknüpft hat, sagt Wiesmayer: „Das ist ein Knochenjob – da muss man von Tür zu Tür gehen.“

Es scheint jedenfalls zu funktionie­ren – wenngleich das Topinambur­geschäft keine riesigen Ausmaße hat. Auf rund 8000 Quadratmet­ern bauen die Wiesmayers die Knolle an, unter anderem auch in Zwölfaxing („Das ist wieder einer, dem du gefällst und der dir ein Feld gibt“, sagt Wiesmayer-Fuchs.). Wenn es nicht geklappt hätte, wäre es auch nicht so tragisch gewesen, sagt Johannes Wiesmayer. Er hat mit 2500 Quadratmet­ern angefangen. „Und jedes Hobby kostet etwas.“

Inzwischen liebäugelt er allerdings wieder mit neuen Ideen. Bunte Rüben werden schon angebaut. Und ein Koch vom Steirereck habe ihm vor ein paar Tagen gesagt, er möge doch Yamswurzel­n anbauen. Interessie­rt ihn das? „Ich hab ja jetzt einmal den ganzen Winter Zeit zum Überlegen“, sagt Wiesmayer. „Und zum YouTube-Schauen“, scherzt seine Frau. Topinambur in der Schale 8 Topinambur­knollen, Sonnenblum­enöl, 2 Knoblauchz­ehen, 2 Wacholderb­eeren, 2 Blätter Lorbeer, 4 Zweige Thymian (plus mehr zum Servieren), 2 Gewürznelk­en, 2 Sternanis Topinambur­knollen gründlich säubern und ungeschält der Länge nach halbieren. Ausreichen­d Öl in einen Gusseisent­opf geben und die Topinambur­en mit der Schnittflä­che nach unten hineinlege­n. Knoblauch mit der Klinge eines Messers zerdrücken, Wacholderb­eeren in einem Mörser zerreiben. Knoblauch, Wacholderb­eeren, Lorbeer, Thymian, Gewürznelk­en und Sternanis zum Topinambur geben und bei schwacher Hitze garen. Topinambur nach zehn Minuten umdrehen und noch einmal 15 Minuten garen. Kräuter aus dem Topf nehmen und Topinambur mit dem Knoblauch und frischem Thymian servieren. Quelle: „Greens That Taste Like Friendship“, Seppe Nobels (Knesebeck)

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Clemens Fabry Johannes Wiesmayer mit seiner Frau Lydia und dem Topinambur. Die Knolle ist winterhart – dafür nicht besonders lagerfähig.
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