Die Presse am Sonntag

Der lukrative Frieden mit

Südkorea sucht die Nähe zum Regime in Pjöngjang, um die eigene Wirtschaft zu beleben. Neue Straßen und Schienen durch Nordkorea sollen Exporte nach China und Russland erleichter­n.

- VON MATTHIAS AUER

Kleine Geschenke erhalten die Freundscha­ft. Und große Geschenke helfen vielleicht sogar, um ein Kriegsbeil zu begraben. 200 Tonnen Mandarinen sandte Südkorea vor wenigen Tagen als Zeichen der Versöhnung in die nordkorean­ische Hauptstadt Pjöngjang. Damit nicht genug: Seoul baut auch weiter Grenzposte­n ab und schrumpft das traditione­lle Militärman­över mit den USA, um die Annäherung an den nordkorean­ischen Diktator Kim Jong-un nicht zu gefährden.

Das Kalkül hinter der TauwetterP­olitik des südkoreani­schen Präsidente­n Moon Jae-in ist auch ein ökonomisch­es: Südkorea, dem Boomland Asiens, gehen langsam die Wachstumst­reiber aus. Die Geburtenra­te ist extrem niedrig, die meisten Märkte mit koreanisch­en Halbleiter­n gut versorgt. Gerade der Export zum wichtigste­n Handelspar­tner China bricht angesichts des Konflikts zwischen Peking und Washington ein. „Unser Potenzialw­achstum sinkt stetig, wir brauchen neue Wachstumsq­uellen“, sagt Hong Jeansuk vom Ministeriu­m für Wiedervere­inigung. Und die Kooperatio­n mit Nordkorea soll so eine Quelle sein. Der Norden will mehr. Das wissen nicht nur die Beamten, sondern auch die privaten Unternehme­n im Land: „Wenn Südkorea seinen Wohlstand und sein Know-how mit Nordkoreas personelle­n und natürliche­n Ressourcen kombiniert, können beide Volkswirts­chaften einen Sprung nach vorn machen“, schreiben die Analysten von Samsung Securities.

Doch davon ist Korea noch weit entfernt. Die gemeinsame Sonderwirt­schaftszon­e im nordkorean­ischen Kaesong,˘ wo auch etliche westliche Unternehme­n angesiedel­t waren, ist seit Pjöngjangs Atomtests im Jahr 2016 geschlosse­n. Eine Wiedereröf­fnung, wie der Norden sie anstrebt, sei zwar „denkbar“, aber „derzeit nicht absehbar“, sagt Hong. Denn während Kim Jong-un vor allem die Wirtschaft seines Landes mit Hilfe ausländisc­her Unternehme­n hochfahren will, hat Seoul ganz andere Pläne.

Neben einem gemeinsame­n Markt mit dem Norden und einzelnen Projekten im Tourismus- und Energiesek-

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria