LAURA WIESBÖCK
Soziologin, Autorin symbol in modernen urbanen Haushalten ist es, der Zero-Waste-Philosophie zu folgen. Wer es schafft, Lebensmittel nur auf dem Markt oder in speziellen Geschäften wie der Warenhandlung in der Wiener Marxergasse zu kaufen und in seinen eigenen Nudel- und Reisgläsern oder Milchflaschen im mitgebrachten Stoffbeutel mitzunehmen, zeigt, dass ihm die Umwelt etwas wert ist und er oder sie Zeit hat, nicht in den nächstgelegenen Supermarkt zu gehen, sondern in ausgewählte Geschäfte. Auch Laura Wiesböck sagt: „Nachhaltigkeit ist ein neues Statussymbol der gebildeten urbanen Mittelschicht.“
Die In-App-Käufe
Beim Onlinespiel „Fortnite“kann man es besonders gut beobachten. Das comichaft anmutende Ballerspiel hat Anfang des Sommers für Diskussionen gesorgt. Freigegeben erst ab zwölf Jahren begeisterte es vom Teenager zum jungen Erwachsenen auch Neun-, Zehn-, Elfjährige. Wie ein Virus grassierte es an den Schulen, wer es nicht spielen durfte, wurde zum Loser abgestempelt. Doch nicht nur um das Spiel an sich drehten sich die Gespräche. Für acht bis 20 Euro können die Spieler bei „Fortnite“direkt in der App Einkäufe tätigen, ihren Figuren zum Beispiel ein neues Aussehen verpassen oder ihnen die für das Spiel so typischen Tanzmoves kaufen. Die Käufe wurden an den Schulen wie Statussymbole gehandelt – „fast wie Markenkleider“erzählte eine Mutter der „Presse“damals. Hänseleien inklusive, für jene, die gar kein oder nicht genügend Geld dafür ausgeben durften.
Die Datensicherheit
Während sich die einen gar keine oder kaum Gedanken über die täglichen Spuren, die sie im Internet hinterlassen, machen, gibt es (wenige) andere, die sehr viel Wert darauf legen, unerkannt im Netz unterwegs zu sein. Es sind Menschen mit technischem Know-how (die also wissen, wie sie datensicher surfen) oder mit juristischem Hintergrund (die wissen, welche Folgen das Gegenteil haben kann). Und dann gibt es die, die einfach nur Paranoia haben.
Die Datensicherheit wird jedenfalls für immer mehr Menschen ein wichtiges Kriterium beim Kauf und der Anwendung technischer Geräte. Dazu gehört, keine Fotos von sich oder den eigenen Kindern in sozialen Netzwerken zu posten oder auf soziale Netzwerke oder Nachrichtendienste wie WhatsApp komplett zu verzichten. Fotos nicht in der iCloud zu speichern, Kameralinsen auf iPads oder Laptops zu überkleben und nie, nie, nie Sprachsteuerungen wie Siri oder Alexa in die eigenen vier Wände zu bringen. Auch im analogen Leben gibt es dazu Entsprechungen: Keine Kundenkarten oder Mitgliedschaften abzuschließen gehört zum Beispiel dazu.
Datensicherheit ist die komplexere Variante des Unsichtbarseins. Wer sich dafür entscheidet, sagt, dass er Vorteile wie Rabatte oder überall abrufbare Fotos nicht braucht. Er kann sich den neuen Technologien entziehen und lebt damit freier. „Es geht auch hier um Verzicht und Enthaltsamkeit bei Praktiken, die kurzfristig zufrieden machen, also das Gegenteil von Hingabe und Exzess“, sagt Laura Wiesböck.