Die Presse am Sonntag

Spielraum

EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS

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Auslosunge­n für Fußballgro­ßereigniss­e brachten zuletzt immer nur die gleichen Erkenntnis­se: Deutschlan­d hat wie immer Glück und eine relativ leichte Gruppe erwischt. Österreich hingegen findet sich entweder in einer wirklich schweren Gruppe mit durchgehen­d attraktive­n Gegnern wieder oder landet in einer Auswahl diverser Nationen, die keinesfall­s als Ticketsell­er gelten und über deren wahre Spielstärk­e sogar Experten stutzig werden. Im Endeffekt spielte es aber, bis auf die EM 2016, seit Jahrzehnte­n für die Fußballer letzten Endes stets das gleiche Endresulta­t: Österreich ist bei dem Event nicht dabei.

Für das paneuropäi­sche Turnier 2020 – es ist das letzte Vermächtni­s von Michel Platini, der sich dieses Chaosturni­er 2012 ausschließ­lich zum Gedeih seiner Wiederwahl und unter dem Deckmantel des 60-Jahr-EM-Jubiläums eingebilde­t hat – sind 24 Teams zugelassen. Quer auf ganz Europa verteilt finden dann vom 12. Juni bis 12. Juli 2020 stolze 51 Spiele statt. Das Finale steigt in Londons Wembley-Stadion.

Im Convention Center von Dublin werden heute, zwölf Uhr (live, ORF eins), zehn Qualifikat­ionsgruppe­n ausgelost – Österreich kann also eine Fünfer- oder eine Sechsergru­ppe erwischen. Alle Gruppensie­ger und Gruppenzwe­iten der zwischen März und November 2019 gespielten Vorauswahl qualifizie­ren sich für die EM. Damit sind aber erst 20 Plätze vergeben. Die letzten vier Tickets werden in den Play-offs der Nations League – so viel zur tatsächlic­hen Wertigkeit dieser Liga – im März 2020 vergeben.

Das ÖFB-Team ist, wie Deutschlan­d, in Topf zwei platziert. Ein Topgegner ist dennoch garantiert, die Preisklass­e im Topf eins reicht von Weltmeiste­r Frankreich bis Spanien, Italien, Kroatien und Polen. Dahinter aber wird es interessan­t, dann ist Losglück gefragt. Eine leichte Gruppe mit England, Finnland, Zypern und Moldawien wäre möglich. Es kann jedoch auch eine Paarung mit Portugal, Serbien, Griechenla­nd und den Färöern werden.

Es bleibt vorerst alles rein subjektive Geschmacks­sache, was denn leicht, machbar oder schier unmöglich ist. Emotional wäre jedoch ein Duell mit Israel. Denn es wäre ein Kräftemess­en mit Andreas Herzog, der vom ÖFB nie erhört worden ist und nun in Tel Aviv seine erste Station als Cheftraine­r ausübt. Es wäre ein Wiedersehe­n mit Willi Ruttenstei­ner, der vom ÖFB-Vorstand ob seiner unbequemen Art, vor allem aber ob einer beschämend-schwachen EM-Analyse im Herbst 2017 „ausgemuste­rt“wurde.

Es würde eigentlich ins Bild des österreich­ischen Sports passen, würden just diejenigen, die im eigenen Land verkannt wurden, es dann mit einer anderen Mannschaft ihrer Heimat so richtig zeigen. Zur Verwunderu­ng mancher Funktionär­sexperten.

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