Showdown bei den Biathlon-Festspielen
24 STUNDEN AkTUEllE NACHRiCHTEN AUF Topstars und vErdäChtigE RussEn habEn HoChfilzEn im Griff. DiE ÖstErrEiChEr wollEn hEutE Etwas gutmaChEn.
Schon zum 25. Mal gastiert der Biathlonweltcup in Hochfilzen, mit einem österreichischen Einzelsieg wurde es aber auch dieses Mal nichts. Die Verfolgungsrennen am Samstag im tief verschneiten Pillerseetal standen einmal mehr im Zeichen der großen Meisterschützen: Kaisa Mäkäräinen, die 35-jährige Gesamtweltcupsiegerin aus Finnland feierte ihren dritten Sieg im fünften Saisonrennen, bei den Herren wurde der Truppenübungsplatz zur Bühne für die große Martin-Fourcade-Show, der Franzose lief in überlegener Manier seinen 76. Weltcupsieg ein.
Das rot-weiß-rote Dilemma im Moment: Die ÖSV-Damen laufen mit Ausnahme von Lisa Hauser (Platz 19) hoffnungslos hinterher. Guten Schützinnen wie Julia Schwaiger (34.) fehlt das Tempo in der Loipe, einer läuferisch starken Katharina Innerhofer (40.) die Konstanz am Schießstand. Die Männer konnten ihre starken Leistungen vom Saisonauftakt nicht bestätigen. Einzig Julian Eberhard verbuchte beim Heimweltcup mit Platz vier in der Verfolgung ein absolutes Topresultat, drei Schießfehler waren aber einmal mehr zu viel. „Es ist ein Kampf Mann gegen Mann, die Atmosphäre ist gewaltig. Da können Flüchtigkeitsfehler passieren“, meinte der 32-jährige Salzburger. „Am Ende wollen wir aber Stockerlplätze und Siege, dafür müssen wir den ein oder anderen Treffer mehr machen.“
Heute folgt der letzte Anlauf auf einen Podestplatz: In der abschließenden Staffel gehören die ÖSV-Herren zum erweiterten Favoritenkreis. „Das wird wieder ein brutales Rennen. Viele Athleten sind in Topform, da wird einem nichts geschenkt“, erklärte Eberhard. Mit Dominik Landertinger (19. in der Verfolgung) steht ein routinierter Schlussläufer zur Verfügung, auch Routinier Simon Eder (14.) ist erwiesener Staffelspezialist.
Als vierten Mann dürfte Herrenchefcoach Ricco Groß den 21-jährigen Felix Leitner (30. in der Verfolgung) nominieren. Groß sieht es als eine seiner Hauptaufgaben, den jungen Tiroler an die in die Jahre gekommene Dreifachspitze mit Eberhard, Eder und Landertinger heranzuführen. Ob die Nachwuchshoffnung dem Druck beim Heimrennen standhalten kann, wird entscheidend sein. Es gibt schließlich ein Debakel gutzumachen: Im Vorjahr wurde die ÖSV-Staffel überrundet und aus dem Rennen genommen. Dopingschatten. Über 13.000 Zuschauer werden heute für den Showdown in Hochfilzen erwartet, am Samstag waren es schon 12.600, die teilweise zwei- stelligen Minusgraden trotzten. Auf den Tribünen geben die Fans aus Deutschland den Ton an, nicht zuletzt wegen des großen deutschen Anhangs ist Biathlon bei den europäischen TV-Quoten längst Wintersport Nummer eins.
Doch die Skijäger kämpfen einmal mehr um ihre Glaubwürdigkeit, und im Zentrum dieses Kampfes liegt Hochfilzen. Gastiert der Weltcuptross in Tirol, sind auch die Dopingjäger nicht weit. Heuer wurde das Teamquartier der Russen aufgesucht, die österreichische Polizei informierte zehn russische Athleten und Betreuer, dass gegen sie ermittelt werde. Zeitpunkt des mutmaßlichen Vergehens: Die WM 2017 in Hochfilzen, es soll dabei um Bluttransfusionen gehen. Auch ÖSVCoach Groß muss nun lästige Fragen beantworten, schließlich war der Deutsche damals Cheftrainer der erfolgreichen russischen Männer.
Mit Ergebnissen ist so schnell nicht zu rechnen. Bei der WM 2017 hat es schon eine Razzia bei den Kasachen gegeben, mehr erfahren hat man seither nicht. Und auch die Ermittlungen gegen Anders Besseberg, der im April als Präsident der Internationalen Biathlon-Union (IBU) abtreten musste (Verdacht auf Vertuschung positiver russischer Dopingproben), dauern an.
Vor den heutigen Wettkämpfen wird der neue IBU-Präsident, Olle Dahlin, erstmals öffentlich zum Biathlonvolk sprechen. Der Schwede propagiert einen Neuanfang, seine bisherige Funktionärskarriere (IBU-Vizepräsident von 2014 bis 2018) erweckt freilich einen anderen Eindruck. Weltcup Hochfilzen: Damenstaffel (4 x 6 km, 11.15 Uhr, live ORF Sport plus, Eurosport, ZDF). Herrenstaffel (4 x 7,5 km, 14 Uhr, live ORF eins, Eurosport, ZDF).