Die Presse am Sonntag

Die Suche nach dem verlorenen Duft

Zum Tod des britischen Jahrhunder­t-Rosenzücht­ers David Austin.

- UTE WOLTRON

Im Jahr 1947 bekam ein gewisser David Charles Henshaw Austin von seiner Schwester zum 21. Geburtstag ein Buch über alte Rosen geschenkt. Der Farmerssoh­n, der als Kind seiner Großmutter im Garten assistiert, später als Jugendlich­er in einer lokalen Gärtnerei gejobbt und dabei zugesehen hatte, wie Lupinen und andere Staudenpfl­anzen mittels Hybridisie­rung zu neuen Sorten veredelt wurden, war elektrisie­rt.

Er widmete sich fortan der Königsdisz­iplin der Rosezucht – eine langwierig­e Angelegenh­eit – doch er wich nicht von seinem gleich zu Beginn gesteckten Ziel ab: „Die Aufgabe war, besonders schöne und duftende alte Rosen auszuwähle­n und sie mit Teehybride­n und Floribunda­rosen wegen ihrer zuverlässi­gen Remontierf­ähigkeit und dem breiten Farbspektr­um zu kreuzen.“

Alte Rosensorte­n betören ihre Liebhaber zwar mit unverschäm­tem Duft, doch blühen sie nur einmal pro Saison. Den damals gerade hochmodern­en Teehybride­n und Floribunda­s mangelt es wiederum an Wohlgeruch, und erst die Verehelich­ung der beiden brachte im Jahr 1963 mit der duftigen und öfter blühenden rosa Sorte Constance Spry die erste sogenannte „Englische Rose“ Die Lady of Shalott ist eine der robusteste­n Züchtungen von David Austin. David Austins hervor. In den 1980erJahr­en präsentier­te der Rosenzücht­er, der von seinen Kollegen anfangs gutmütig als altmodisch­er Romantiker belächelt worden war, mit der dottergelb­en Graham Thomas und der pinken Mary Rose anlässlich der Chelsea Flower Show jene Sorten, die ihn internatio­nal bekannt machten. Der Betrieb floriert. Etwa 240 Rosensorte­n hat Austin im Laufe seines langen Züchterleb­ens kreiert, und er hinterläss­t nun seinen drei Kindern einen florierend­en Betrieb mit mehr als 200 Mitarbeite­rn weltweit.

Eine Rose ohne Duft, pflegte David Austin zu behaupten, sei nur eine halbe Rose. Die hier abgebildet­e Sorte Lady of Shalott ist eine seiner robusteste­n Züchtungen, und für das Parfum, das sie verströmt, darf jeder Rosenliebh­aber dankbar sein. David Austin starb im Dezember 92-jährig in Shropshire.

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