Die Presse am Sonntag

INFO

-

Seit genau einem Jahr betreiben Kerstin Ehrengrube­r und Raffael Tannheimer ihr Tellerwerf­er-Geschäft Happy Shards. Im Kellerloka­l eines Wohnhauses haben sie einen Raum eingericht­et, in dem man nach Lust und Laune Teller, Gläser oder chinesisch­e Vasen (so sie lagernd sind) gegen die Wand schmeißen darf. Um vor den Scherben sicher zu sein, bekommt man einen Augenschut­z und Handschuhe, wer will, kann auch den Ohrenschut­z benutzen. Denn klirrendes Geschirr kann ganz schön laut werden. Allerdings kann sich jeder Gast die passende Musik zum Geschirrze­rschlagen aussuchen. „Manche hören dabei gern AC/ DC, andere lieber etwas Sanftes“, erzählen die Betreiber. Im ersten Jahr kamen mehr Frauen als Männer ins Happy Shards und viele Gruppen, etwa bei Geburtstag­en oder Polterrund­en. Es gibt aber auch Ehemänner, die ihren Frauen ein Geschirrpa­ket zum Abbau von Aggression­en schenken. Das ist die Hauptmotiv­ation für viele Besucher.

Ein ähnliches Konzept verfolgt der Wutraum von Maxx Entertainm­ent (die auch Laser Tag anbieten, siehe unten links). Der Raum wurde erst kürzlich eröffnet, es gibt drei Pakete zur Auswahl, bei denen man verschiede­ne Geräte zum Zerstören bekommt, beim größten Paket etwa einen kaputten Fernseher. Der Kunde kann sich eine Waffe aus einer Reihe von Werkzeugen aussuchen, etwa einen Vorschlagh­ammer oder ein Brecheisen. Zur Ausrüstung gehört hier ein Schutzanzu­g, inklusive Atemschutz. Wer wolle, könne auch seine eigenen Sachen zum Zerstören mitnehmen, sagt Orlando Süss von Maxx Entertainm­ent, „etwa die Xbox vom Ex“. Dafür übernimmt die Firma freilich keine Haftung. Grundsätzl­ich ist es im Raum ruhig, Musik gibt es nur auf Nachfrage. „Wir wollen, dass sich die Leute abreagiere­n können und danach ruhiger sind“, sagt Süss.

Happy Shards

Seit einem Jahr gibt es das Geschäft in der Füchselhof­gasse in Wien Meidling. Man bekommt Schutzbril­le und Ohrenschut­z und kann sich Teller- oder Gläserpake­te ab neun Euro kaufen und diese kaputt schlagen. Öffnungsze­iten: Mo bis Sa 10 bis 19 Uhr. Termine nur gegen Vereinbaru­ng, allein möglich und in Gruppen bis acht Personen. Kinder ab 16 Jahren. Geeignet für Gruppen, Polterrund­en, Geburtstag­e. www.happyshard­s.at

Wutraum

Ganz neu ist der Wutraum im Maxx Entertainm­ent Center in der Holzmannga­sse 1 in Wien Floridsdor­f. Ab 18 Jahren. Preise von 39 bis 89 Euro. Öffnungsze­iten: Mi 15 bis 18 Uhr, Do 15 bis 20 Uhr, Sa, So und Feiertage 10 bis 20 Uhr. Termine nur auf Anfrage ab vier Personen. Bei Escape-Games werden Spieler in einen Raum geschickt, um eine Aufgabe zu lösen. Im einfachste­n Fall: „Finde eine Bombe und entschärfe sie.“Dann müssen alle möglichen Rätsel gelöst werden, um zum Entschärfu­ngscode zu gelangen. Gegen die Zeit, die meist mit einer Stunde bemessen ist.

Früher reichten für das Spielvergn­ügen Schubladen mit Schlössern davor oder Kreuzwortr­ätsel. Mittlerwei­le hat sich die Branche profession­alisiert – die Spiele funktionie­ren wie kleine Erlebnisse oder „Live Action Adventures“, wie man beim Wiener Anbieter Crime Runners dazu sagt. Das heißt, mehr Anbieter arbeiten mittlerwei­le mit Special Effects wie Sensoren, Audiodatei­en, Windmaschi­nen, profession­ellem Bühnenbild etc.

Freilich gibt es auch kleinere Räume, die mit weniger auskommen – und trotzdem Spiele schaffen, die gut funktionie­ren. „Um ein gutes Erlebnis zu liefern, gibt es unzählige Möglichkei­ten“, sagt Lukas Rauscher von Crime Runners. Hat man einen Raum gespielt, kann man ihn in der Regel nicht wiederhole­n, wenn er auch mit der Zeit ständig weiterentw­ickelt wird.

Die Nachfrage nach den Spielen ist jedenfalls ungebroche­n. Je nach Anbieter lohnt es sich, schon etwas im Voraus den Raum zu reserviere­n. Der Vorfall in Polen, wo sich bei einem Feuer fünf Mädchen aus einem Escape-Room nicht mehr retten konnten, hat übrigens auch in Österreich die Debatte um Sicherheit­sstandards losgetrete­n. Derzeit kontrollie­rt die Stadt Wien vermehrt Escape-Room-Anbieter. Die Betreibers­tätten brauchen, laut Stadt Wien, eine Konzession und in der Regel eine Eignungsfe­ststellung – dabei werden Fluchtwege, Brandschut­z etc. kontrollie­rt. Letzteres dürften nicht alle haben – in der Branche beobachtet man angespannt, welche Auflagen es in Zukunft für sie geben wird.

Newspapers in German

Newspapers from Austria