Die Presse am Sonntag

Zum letzten Mal lächeln!

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haftet ihnen etwas unheimlich Altmodisch­es an. Ihre technische­n Eigenheite­n – der Blitz, der surrende Ton nach dem Abdrücken, die Wartezeit bis zur vollständi­gen Bildentwic­klung – sorgen in „Polaroid“wiederholt für Spannung und Schreckmom­ente.

Seltsam verzopft wirkt auch die Welt, durch die sich die Hauptfigur­en bewegen: Bird arbeitet in einem Antiquität­enladen, und über jeder Einstellun­g scheint ein Sepia-Schleier zu hängen, der für Instagram bestimmt zu muffig wäre. Selbst in seiner Erzählstru­ktur und Genremecha­nik orientiert sich „Polaroid“eher an modernen Klassikern wie „A Nightmare on Elm Street“und „The Ring“als an jüngeren Teeniehorr­orhits. Statt alle fünf Minu- ten den Herzkasper-Knopf zu betätigen, bemüht Regisseur Klevberg lieber die altgedient­e Schleich-und-SchockRout­ine, die manchmal auch ins Leere laufen darf. Mit „Polaroid“feiert der Norweger seinen Hollywood-Einstand auf Basis seines gleichnami­gen Kurzfilm-Schauerstü­cks. Sein Folgewerk, ein Remake von „Chucky – Die Mörderpupp­e“, ist bereits abgedreht.

Bei aller Analog-Seligkeit gehören die Ängste, die der Film anzapft, der digitalen Gegenwart an. Der größte Albtraum einer Jugend, die täglich Stunden damit verbringt, ihr Social-MediaImage zu pflegen, ist das unliebsame Bild, das sich nicht löschen lässt – und die „Polaroid“-Protagonis­ten sind unverbrüch­lich mit ihren verwunsche­nen Aufnahmen verbunden. Wer sein Konterfei anzündet, geht selbst in Rauch auf. Gegen Ende kristallis­iert sich hier, wie bei etlichen Horrorfilm­en mit jugendlich­er Zielgruppe, eine klare Moral heraus: Nicht jedes Foto ist es wert, gemacht zu werden. Klick! Mach mal einen Schnappsch­uss! Leider tödlich: „Polaroid“von Lars Klevberg.

Unnachgieb­ige Bilder: Wer sein Konterfei anzündet, geht selbst in Rauch auf.

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