Die Presse am Sonntag

Gemütlich Kunst kaufen in Shorts und Flipflops

Palm Beach. Im sonnigen Florida lässt sich das betuchte Amerika gern winters nieder. Ein gutes Pflaster für Kunstmesse­n. Davon gibt es im Jänner gleich zwei. Auch eine Wiener Galerie ist erstmals dabei.

- VON EVA KOMAREK

Der größte Teil der Einwohner von Palm Beach ist jenseits der 50 und reich. Es ist eine der beliebtest­en Gegenden für Seniorenre­sidenzen und Zweitwohns­itze, um den kalten Wintermona­ten zu entkommen. „Snowbirds“werden Menschen genannt, die die kalte Jahreszeit im warmen Süden verbringen. Mit anderen Worten: Es ist ein gutes Pflaster für Kunstmesse­n. So finden im Jänner auch gleich zwei Messen in Palm Beach statt.

Den Start machte am Donnerstag die Palm Beach Modern + Contempora­ry. Die Messe wurde erst vor drei Jahren von Nick Korniloff gegründet und gehört zur Art-Miami-Gruppe, die während der Art Basel Miami Week im Dezember unter anderem die Art Miami und die Context Art betreibt. Korniloff ist auch Direktor der Art Miami, der größten lokalen Messe während der Art Week. Während die zweite Messe, die Art Palm Beach, seit 22 Jahren existiert und damit schon seit der Zeit vor der Art Basel, stellt sich die Frage, warum man so kurz nach der Art Basel Miami im nur einen Katzenspru­ng entfernten Palm Beach eine weitere Messe launcht. Die Palm Beach Modern + Contempora­ry setze vor allem auf Bluechips der Moderne und der Zeitgenöss­ischen Kunst, begründete Korniloff die Neugründun­g. Ein Großteil des Publikums meide das Spektakel rund um die Art Basel. Es weht ein anderer Wind in Palm Beach. Statt hektischen Treibens bummeln hier Besucher in Shorts und Flipflops gemütlich über die Messe. Das Konzept scheint zu funktionie­ren, die Messe ist seit ihrem Debüt von 50 auf 70 Aussteller gewachsen. Darunter auch solche, die an renommiert­en, internatio­nalen Messen, wie der Tefaf in Maastricht und New York, der Armory Show oder der Masterpiec­e London teilnehmen. Wiener Galerie. Zum ersten Mal ist heuer auch eine Wiener Galerie vertreten. Kovacek Contempora­ry hat eine Auswahl von deutschen und österrei- chischen Künstlern der Klassische­n Moderne, wie etwa die Arbeit „Architektu­r mit Sternen II“von Lyonel Feininger, die 850.000 Dollar kostet, oder „Carletto Ponti“von Oskar Kokoschka um 400.000 Dollar mitgenomme­n. Neben der Klassische­n Moderne zeigt Sylvia Kovacek die beiden zeitgenöss­ischen Künstler Sabine J. Wiedenhofe­r und Doug Argue, die sie auch schon im Dezember auf der Art Miami präsentier­te. „Wir wollten immer schon einmal in die USA, weil wir von Wien aus viel Kunst nach Amerika verkaufen“, sagt Kovacek. Im Dezember ist es gut für sie gelaufen. „Wir haben viele neue Kontakte gemacht und auch verkauft.“Die zeitliche Nähe zur Art-Basel-Miami-Woche sei ein Vorteil, denn sie habe die Ware für die kurze Zeit vor Ort eingelager­t und nur die Moderne verschifft. Das spare Geld.

Zu den weiteren Toparbeite­n der Messe zählen „Food Bowls“von Wayne Thiebaud um rund drei Millionen Dollar, „Forest Scene“von Roy Lichtenste­in für 1,5 Millionen Dollar, „Study to Homage to the Square: Yellow Affirmatio­n“von Josef Albers um 950.000 Dollar sowie eine Zeichnung aus der „Les Dejeuners´ series“von Pablo Picasso um 275.000 Dollar. Video-Pavillon. Die alteingese­ssene Art Palm Beach, die nächsten Donnerstag eröffnet, hat sich neu inszeniert und ist noch einmal um 15 Galerien auf 75 Aussteller gewachsen. Die auf zeitgenöss­ische Kunst ausgericht­ete Messe möchte mit Performanc­es, Installati­onen, Livemusik und interaktiv­en Experience­s punkten. Neu ist auch ein eigener Pavillon für Videoinsta­llationen. Konkurrenz belebt wohl.

 ?? Sabine Wiedenhofe­r ?? Die Wiener Galerie Kovacek Contempora­ry zeigt auf der Messe in Palm Beach Arbeiten der Künstlerin Sabine J. Wiedenhofe­r, wie etwa „tulip daydreamer“aus dem Jahr 2018.
Sabine Wiedenhofe­r Die Wiener Galerie Kovacek Contempora­ry zeigt auf der Messe in Palm Beach Arbeiten der Künstlerin Sabine J. Wiedenhofe­r, wie etwa „tulip daydreamer“aus dem Jahr 2018.

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