Wie das Weiße Haus sich auf Kurz vorbereitet
Die Stippvisite des Bundeskanzlers in Washington ähnelt jener von Angela Merkel im Vorjahr.
Die Sprecherin – eine von rund einem Dutzend, die im Pressezentrum des Weißen Hauses arbeiten – wirkt ein wenig perplex. „Wann kommt er nochmal?“, entgegnet sie auf die Frage, wie sich der US-Präsident und sein Team auf die Ankunft von Sebastian Kurz vorbereiten. „So wie auf alle anderen auch“, sagt sie schließlich, fügt dann aber noch hinzu: „Kurz? Das ist doch dieser ganz junge Typ, oder?“
Ja, ist er, und tatsächlich ist das Alter des 32-Jährigen dieser Tage durchaus Gesprächsthema in Washington. Sarah Sanders, die Pressesprecherin Donald Trumps, betonte bei der Ankündigung des Treffens die Tatsache, dass Kurz der jüngste Staatschef Europas sei. Auch in den wenigen Vorberichten, die sich in den US-Zeitungen finden, wird das Alter von Kurz stets hervorgehoben. Der 72-jährige Trump zeige sich begeistert vom Aufstieg des österreichischen Bundeskanzlers, heißt es hinter vorgehaltener Hand auch in den Medienräumen des Weißen Hauses.
Natürlich ist der Arbeitsbesuch für die Spitze der US-Regierung eine Routineangelegenheit. Etwa 30 Staatschefs empfängt Trump jedes Jahr im Weißen Haus. Erst diese Woche war beispielsweise Kolumbiens Präsident, Ivan´ Duque Marquez,´ zu Gast, um über die Krise in Venezuela zu sprechen. Mit Glanz und Gloria, inklusive Parade am Flughafen und Staatsdinner, werden nur jene Regierungschefs empfangen, die zu einem offiziellen, mehrere Tage dauernden Staatsbesuch eingeladen werden. Frankreichs Emmanuel Macron kam im vergangenen Jahr zu dieser Ehre. 15 Minuten. Trotzdem: Für ein kleines Land wie Österreich ist selbst ein sehr kurzes Treffen mit dem US-Präsidenten als großer Erfolg zu verbuchen. Seit Trumps Amtsantritt habe man mit Hochdruck darauf hingearbeitet, heißt es aus der österreichischen Botschaft in Washington. Tatsächlich gilt eine Staatsvisite beim US-Präsidenten unter den ausländischen Diplomaten als das Karriereziel schlechthin. Kaum eine Auslandsvertretung, die nicht bei jedem Termin mit US-Vertretern darauf hinweist, dass man sich ein Treffen mit Trump wünscht.
Eine Viertelstunde soll Kurz am Mittwoch allein mit Trump im Weißen Haus sprechen. Es folgt ein eineinhalbstündiges Arbeitsgespräch, bei dem jeweils acht oder neun Regierungsmitarbeiter dabei sein sollen. An den Details, etwa der genauen Sitzordnung, wird bis zur letzten Minute gefeilt. Eng wird es jedenfalls, der Platz im Weißen Haus ist begrenzt, die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm. Viele von den Beamten, die die Reise mit Kurz antreten, werden Trump wohl nicht einmal zu Gesicht bekommen.
Auf die Frage, worüber Trump und Außenminister Mike Pompeo, den Kurz ebenfalls besucht, mit dem Kanzler sprechen werden, gibt man sich ebenfalls zurückhaltend. Die bilateralen Verhältnisse sollen „revitalisiert“und neue Wege zur transatlantischen Kooperation „erforscht“werden. Ganz ähnlich war das im vergangenen Jahr, als Angela Merkel zu Besuch kam. Der deutschen Kanzlerin wurde ebenfalls nur eine gute Viertelstunde allein mit Trump zugestanden, es folgten ein zweistündiges Arbeitsgespräch und eine Pressekonferenz.
Der gemeinsame Pressetermin ist dann auch der einzige Unterschied, ein solcher ist für Kurz nicht eingeplant. Wobei sich das noch ändern kann. „Donald Trump überlegt sich das oft kurzfristig anders“, sagt die Sprecherin im Weißen Haus. Ein solcher gemeinsamer Auftritt mit dem US-Präsidenten wäre als zusätzliches Zeichen der Wertschätzung zu verstehen, fügt sie hinzu.