Die Presse am Sonntag

Das Waldviertl­er Pendant zu lan

Im Gegensatz zur eher geschmacks­neutralen Variante aus Italien produziert Marco Sbaiz bunte Grissini mit intensivem Geschmack. Ein Besuch in der Waldviertl­er Backstube.

- VON KARIN SCHUH

Man kennt sie aus dem Italienurl­aub, wenn man sich nach einem viel zu langen Fußmarsch endlich in einen Gastgarten niederläss­t und es vor lauter Hunger und Ungeduld nicht schafft, den trockenen Stangerln zu widerstehe­n. Eine geschmackl­iche Offenbarun­g sind die Grissini zwar meist nicht, aber man hat das Gefühl, etwas zu essen. Grissini haben im Gegensatz zu vielen anderen kulinarisc­hen Produkten, die aus Italien stammen, nicht gerade eine Aura des Besonderen. Sie sind eher jene Knabberei, von denen unzählige Eltern ihre Kinder abzuhalten versuchen, damit sie dann, wenn das „richtige“Essen kommt, nicht plötzlich meinen, sie wären schon satt.

Natürlich werden die dünnen Brotstange­rl nie eine vollwertig­e Mahlzeit ersetzen, aber sie können auch anders schmecken, oder besser gesagt, nach etwas schmecken. So wie etwa die etwas dickeren und vor allem bunten Knabbersta­ngen, die Marco Sbaiz im Waldvierte­l produziert. Sbaiz ist eigentlich gelernter Landschaft­sarchitekt und Biologiela­borant. Seit etwa zehn Jahren arbeitet er aber in der Lebensmitt­elbranche, vorwiegend im B2B-Bereich, wo er Bio-Säfte, Bio-Wein aber auch andere Produkte, wie Rote-Rüben-Konzentrat, für den Lebensmitt­eleinzelha­ndel entwickelt und herstellt. Vor etwa vier Jahren sind aus einer privaten Spielerei die Knabbersta­ngen dazugekomm­en.

Sbaiz ist, wenn man so will, familiär vorbelaste­t, was die italienisc­he Esskultur betrifft. Er ist zwar in der Schweiz geboren, wie an seinem Akzent unschwer zu erkennen ist. Seine Eltern stammen aber aus Italien, genau genommen dem Friaul, und aus Slowenien. Er durfte also als Kind so einige Grissini knabbern.

Vor etwa vier Jahren hat er begonnen, das Knabbergeb­äck selbst herzustell­en. „In einer Nacht- und Nebelaktio­n habe ich gemeinsam mit einem Freund eine Maschine in Neapel gekauft und sie hierher übersiedel­t“, sagt Sbaiz, der sich 2006 in Weitra niedergela­ssen hat. Anfangs hat er sich dort in einer Bäckerei eingemiete­t, um mit der Grissinima­schine an einer eigenen Rezeptur zu tüfteln.

Mittlerwei­le produziert er in der – im Vergleich größeren – Bäckerei Pilz in Gmünd. Tagsüber stehe die große Backstube ohnehin leer, außerdem Marco Sbaiz produziert in der Bäckerei Pilz in Gmünd geschmacks­intensive und bunte Knabbersta­ngen, die er über Feinkostge­schäfte und den Onlineshop myProduct verkauft. Eine Packung mit 90 Gramm kommt auf 2,90 Euro. Aperivo-Sticks Marco Sbaiz, Kirchenpla­tz 109, 3970 Weitra, www.aperivo.at finde er es gerade am Land wichtig, dass man sich zusammentu­e und Synergien nutze, anstatt sich eine eigene Backstube aufzubauen. Aperitif-Sticks statt Grissini. Die ersten Jahre hat er an der Rezeptur seiner Knabbersta­ngen, die er bewusst nicht Grissini, sondern Aperitif-Sticks nennt, getüftelt. „Das war nach dem Trialand-Error-Prinzip. Ich habe also viel probiert und wieder verworfen. Eine Zeit lang haben die Karpfen im Waldvierte­l ganz gut gelebt“, sagt er und schmunzelt. Es habe gedauert, bis er die richtige Mischung für den Teig hatte, bis er wusste, was gut funktionie­rt und welche Maschinen sich am besten eignen. Die Maschine aus Neapel wurde mittlerwei­le gegen ein besseres Modell eingetausc­ht, das schonender mit dem Teig umgeht. „Im Prinzip funktionie­rt sie wie eine Nudelmasch­ine für daheim“, sagt Sbaiz. Den Rest der Geräte, die er braucht, gibt es ohnehin in der Backstube.

Sbaiz hat auch recht rasch seinen ursprüngli­chen Plan verworfen, nämlich klassische Grissini zu produ-

Anfangs wollte er die Stangerl nur einfärben, nun haben sie einen intensiven Geschmack.

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