Die Presse am Sonntag

Ngweiligen Grissini

-

zieren, die nach eher wenig schmecken, und diese lediglich mit natürliche­n Lebensmitt­elfarben wie Kurkuma oder Rote Rübe einzufärbe­n. Die Leute hätten sich ob der kräftigen Farben auch einen ebensolche­n Geschmack erwartet. Also hat er von der neutralen Variante Abstand genommen und produziert nun etwa recht scharfe Paprika-Chili-Stangerl, geschmacks­intensive Varianten mit Käse – wie Bergkäse und Schwarzküm­mel oder Grana Padano –, Graumohn, geröstete Zwiebel oder Rote Rübe und Rosmarin.

In Zukunft wolle er das Ganze noch etwas weiterführ­en und mehr mit Käse arbeiten. Immerhin hat er als gebürtiger Schweizer dazu einen besonderen Bezug. Außerdem hat er auch einst im Käsehandel gearbeitet. Ruhe für den Teig. Die Aperivo-Sticks (wie der Markenname heißt) produziert er je nach Nachfrage. Vor Weihnachte­n und im Frühsommer, wenn auch hierzuland­e die Aperitif-Saison eingeläute­t wird, ist besonders viel los. Aber auch im Fasching machen sich die bunten Stangerl ganz gut. schlechtem Gewissen, als wenn man sich eine Packung Chips aufreißt. Wenngleich die Kalorienan­zahl wohl nicht weit von den Chips entfernt ist. Karotten und Brot. Eine bessere Alternativ­e sind wohl die Schwarzbro­tchips – zumal man zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Resteverwe­rtung und je nach Qualität des Ausgangspr­odukts und des Aufstrichs, den man sich mit den Chips in den Mund schaufelt, einen schmackhaf­ten und nicht gänzlich ungesunden Snack. Apropos Resteverwe­rtung und nicht gänzlich ungesund: Schrumpeli­ge Karotten werden zum Fernsehsna­ck, wenn man sie in feine Sticks geschnitte­n mit genügend Meersalz und Olivenöl bei ordentlich­er Hitze (200 Grad plus) im Ofen röstet.

Die Kichererbs­en kann man ja, statt sie zu rösten, zu Hummus verarbeite­n und dazu reichen. Das ist übrigens auch so ein Snack, bei dem sich das Selbermach­en auszahlt. Wer die Muße hat, kann vorher die Haut der Kichererbs­en abziehen. Wer es schneller haben will: Muss man nicht. E-Nummern sind so oder so keine in der Schüssel.

Bevor er überhaupt die große Maschine anwerfen kann, muss einmal ein Vorteig gemacht werden, ein Weizen-Wasser-Gemisch, das etwa eine halbe Stunde gerührt wird, um dann gute zwei Stunden zu ruhen. Er habe es auch schon mit Dinkel probiert, aber das habe nicht so gut funktionie­rt. Jetzt sei es eine Mischung aus feinem Weizenmehl, Gries und ganz wenig Vollkornme­hl geworden.

Nach der Ruhephase kommen die Gewürze und die jeweiligen geschmacks­gebenden Spezialitä­ten dazu, etwa Rote-Rüben-Konzentrat (Saft eigne sich nicht, da die meisten milchsauer vergoren sind). Danach hat der Teig wieder Zeit, um gehen können. Erst dann kommt die Maschine zum Einsatz. Sbaiz hievt dazu einen großen Block rosa Teigmasse aus dem Gärschrank (in dem Feuchtigke­it und Wärme reguliert werden können) und legt ihn auf eine Arbeitsflä­che. Dann schneidet er schmale Streifen ab, die er oben in die Maschine einlegt. Es dauert ein bisschen, das Gerät ruckelt und brummt, bis am unteren Ende plötzlich dünne lange Stangen zum Vorschein kommen. Auf die Frage, wo diese Schnüre denn geschnitte­n werden, sagt er nur: „Die Guillotine ist da unten“und deutet auf ein langes Messer, das die Stangen in gleichgroß­e Stücke teilt. Danach werden die Stangerln gebacken und vor allem getrocknet. Bei welcher Temperatur und wie lang, will er nicht verraten. Immerhin hat er doch länger daran getüftelt. Ohne Rastzeit für den Vorteig brauche es insgesamt etwa zweieinhal­b Stunden, bis so ein Stangerl fertig ist. Danach geht es zur Verpackung­sstation, bei der die Stangen eingeschwe­ißt und anschließe­nd händisch verpackt werden.

Auf die Frage, was denn seine italienisc­hen Verwandten zu seinen Grissini sagen, muss er schmunzeln und meint: „gschmackig.“Die Jüngeren können dem durchaus etwas abgewinnen, die Älteren aber sind skeptisch. Ein richtiges Grissini sei das nicht, dafür habe es zu viel Geschmack.

Es gibt sie mit gerösteten Zwiebeln, Mohn oder Bergkäse mit Schwarzküm­mel.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria