Die Presse am Sonntag

Ein zweites Leben für das iPhone

Ein neues Smartphone zu kaufen ist nicht nur teuer, es verbraucht auch viele Ressourcen. Dem Wiener Start-up Refurbed gefiel das nicht. Es hat sich auf den Vertrieb von runderneue­rten Elektroger­äten spezialisi­ert.

- VON NICOLE STERN

Kreislaufw­irtschaft – ein Wort, bei dem manch einer die Augen verdreht. Selbst die härtesten Kritiker müssen sich inzwischen aber eingestehe­n: Nachhaltig mit Ressourcen umzugehen hat nichts mit Fantastere­i zu tun, und es ist auch keine Utopie. Sondern es ist etwas, das manchen, vor allem jungen Leuten, als zwingend notwendig erscheint.

So wie Peter Windischho­fer und Kilian Kaminski. Die beiden lernten einander vor einigen Jahren in Shanghai beim Studium kennen und blieben in Kontakt. Heute bezeichnet sich das erst Anfang 2017 gegründete Start-up Refurbed als der am schnellste­n wachsende Marktplatz für generalübe­rholte Produkte im deutschspr­achigen Raum.

Die Smartphone­s, Laptops und Tablets, die sie über ihre Plattform vertreiben, sind nicht alt, sie sind auch nicht neu, sie liegen „dazwischen“, wie es Kaminski formuliert. Die Produkte wurden von Händlern vollständi­g wiederherg­estellt, Kaminski bezeichnet dies als die „dritte Zustandska­tegorie“. Die Idee hinter Refurbed gefiel auch dem renommiert­en Wirtschaft­smagazin „Forbes“. Es hievte die Gründer erst dieser Tage auf ihre Europalist­e für die besten „30 unter 30“bei Retail & E-Commerce.

In den USA, so sagt Windischho­fer, haben sich sogenannte refurbishe­d Produkte bereits bis hinunter zur Küchenmasc­hine etabliert. In Europa haben viele das Prinzip aber noch nicht verstanden, obwohl es seit Jahren Anund Verkaufspl­attformen für gebrauchte Güter gibt.

Refurbed aber geht einen etwas anderen Weg. Es arbeitet mit profession­ellen Händlern zusammen, die sich ausschließ­lich auf die Runderneue­rung von Elektroger­äten konzentrie­ren. Diese Firmen kaufen Laptops sowie Handys von Großuntern­ehmen an und tauschen je nach Bedarf Komponente­n aus. Bei ihren Smartphone­s werden im Schnitt nur zwei Teile gewechselt, sagt Kaminski. Ein neues Handy hingegen setzt sich aus rund 150 einzelnen Stücken zusammen, Material- und Energieauf­wand sind folglich höher, ebenso der Preis. Der Elektrosch­rott ist es am Ende jedoch auch.

Gerade dieser wird von Jahr zu Jahr mehr. Allein in Österreich erhöhte sich die Menge in acht Jahren bis 2016 auf 84.777 Tonnen, ein Anstieg von fast 30 Prozent. In Europa belief sich der E-Schrott jüngst auf durchschni­ttlich knapp 17 Kilogramm pro Person. Nur 20 Prozent der Altgeräte werden gesammelt und dem System durch Recycling wieder zugeführt.

 ?? Clemens Fabry ?? Refurbed-Gründer Peter Windischho­fer und Kilian Kaminski in ihrem Wiener Büro.
Clemens Fabry Refurbed-Gründer Peter Windischho­fer und Kilian Kaminski in ihrem Wiener Büro.

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