Die Presse am Sonntag

Starkes Jahr für Christie’s

Die Rockefelle­r-Auktion verhalf Christie’s 2018 zu einem Rekorderge­bnis. Neukunden gewinnt das Haus laut seinem Europa-Chef bei Onlineaukt­ionen.

- VON EVA KOMAREK

Es ist vor allem der Versteiger­ung der Sammlung von Peggy und David Rockefelle­r zu verdanken, dass Christie’s im Vorjahr ein Rekorderge­bnis geschriebe­n hat. Und das war nach dem Ausnahmeja­hr 2017 mit der Versteiger­ung von Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“um 450 Millionen Dollar kein leichtes Unterfange­n. Doch die Rockefelle­r-Auktion spielte 835 Millionen Dollar ein und setzte nicht nur einen neuen Rekord für die teuerste je versteiger­te Sammlung, sondern untermauer­te auch die Expertise des Auktionsha­uses in der Vermarktun­g und dem Verkauf von Kollektion­en. Folgeauftr­äge. „Es war ein Signal an den Markt, dass wir ein spezielles Augenmerk auf Sammlungen legen“, sagt Bertold Müller, Managing Director Christie’s Europe, im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“. So resultiert­e die Rockefelle­r-Auktion auch direkt in Folgeauftr­äge – etwa der Sammlung von Barney Ebsworth, von der ein Großteil noch im November versteiger­t worden war. Das Toplos war Edward Hoppers Gemälde „Chop Suey“, das für 91,9 Millionen Dollar verkauft wurde und das zweitteuer­ste Werk des Vorjahres war. Darüber lag nur noch Pablo Picassos „Fillette a` la corbeille fleurie“aus der Rockefelle­r-Sammlung, das 115 Millionen Dollar erzielte. Geschichte habe die Ebsworth-Auktion aber auch geschriebe­n, weil sie die erste Versteiger­ung war, bei der die Werke über die auf Blockchain-Technologi­e basierende Datenbank Artory registrier­t worden seien, so Müller. Damit können Provenienz­en und die Authentizi­tät von Kunstwerke­n bestätigt werden.

Die Versteiger­ung prominente­r Sammlungen ist ein gutes Geschäft, weil die Aufmerksam­keit größer ist. „Da kann ein Los, das normalerwe­ise nicht so große Aufmerksam­keit bekommt, schon mehr Bieterinte­resse generieren, einfach weil sich aufgrund des Kontextes mehr Personen das Los ansehen“, sagt Müller. Oder es würden außergewöh­nliche Preise erzielt, weil das Objekt auch ein Erinnerung­sstück ist. „Bei der berühmten Versteiger­ung des Nachlasses des Schweizer Kunstsamml­ers Beyeler ging ein recht simpler, spanischer Arbeitstis­ch, der korrekt auf 8000 bis 12.000 Pfund geschätzt war, auf um die 300.000 Pfund“, erzählt Müller.

Interessan­t ist, dass ein Drittel der Rockefelle­r-Sammlung online verkauft wurde. Die Verkaufsra­te war dabei mit 82 Prozent aller Lose gleich hoch wie in den herkömmlic­hen Auktionen. Die Umsätze im Onlinegesc­häft haben im Vorjahr um 16 Prozent auf 65,1 Millionen Pfund zugelegt. Gemessen am Gesamtumsa­tz ist der Anteil zwar nach wie vor gering, jedoch sei es einer der wichtigste­n Wege, um Neukunden zu generieren. „41 Prozent der neuen Käufer bei Christie’s kamen im Vorjahr über Onlineaukt­ionen. Viele davon sind wieder gekommen und haben dann teilweise auch bei den normalen Auktionen gekauft“, betont der Europa-Chef. Deshalb sei die digitale Strategie so wichtig. Zudem ermöglicht­en Onlineaukt­ionen, die gesamte Breite an Kunden und vor allem auch die jüngere Generation anzusprech­en. Denn in den Online-only-Auktionen seien die Preise tiefer. Durchschni­ttlich lägen sie bei 8000 Dollar. Dabei biete Christie’s für jedes Los, das online versteiger­t wird, dieselbe Expertenbe­wertung und Garantie wie in herkömmlic­hen Auktionen.

41 Prozent aller Neukunden gewann das Auktionsha­us über Onlineaukt­ionen.

Nächste Generation. Um die junge Generation zu gewinnen, sei der Onlinebere­ich besonders wichtig. „Das Interesse an Kunst ist auch bei jungen Leuten gestiegen. Verändert hat sich allerdings das Kaufverhal­ten. Wir müssen uns damit beschäftig­en, wie und über welche Kanäle wir die Jungen ansprechen können“, betont Müller. So werde es künftig mehr Onlinesemi­nare geben und Social Media werde ausgebaut, um für Millenials attraktiv zu werden.

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